Fisch satt?-Evaluierung des Fressverhaltens von Seehunden mittels hochauflösender Multi-Sensor-Unterwasserkamera

Seehunde auf einer Sandbank
Projektleitung: Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert
Wissenschaftler: Dr. Abbo van Neer
Laufzeit: Januar 2021 bis Dezember 2021
Förderung: Nationalparkstiftung Schleswig-Holstein

Projektbeschreibung

Die heimische Seehundpopulation ist in vergangener Zeit stark dezimiert worden, stieg nach dem Ende der Jagd in den 1970er Jahren aber wieder an. Zwei Seehundstaupe-Epidemien in den Jahren 1988 und 2002 und eine Influenza-Epidemie reduzierten den Seehundbestand im Wattenmeer innerhalb kürzester Zeit drastisch. Die Population erholte sich jedoch jedes Mal, sodass aktuell schätzungsweise 40800 im Wattenmeer der Niederlande, Deutschland und Dänemark leben.
Trotz der Bekanntheit dieser Art, sind einige Aspekte der Ökologie von Seehunden, wie z.B. die genauen Bewegungsmuster und die Habitatnutzung im Nationalpark Wattenmeer und angrenzenden Gewässern sowie Informationen zur Nahrungsökologie, kaum untersucht. Die wenigen verfügbaren Studien legen nahe, dass Seehunde durchaus längere Jagdausflüge in die offene Nordsee unternehmen. Die ökologische Relevanz dieser Ausflüge sowie die detaillierte, räumliche-zeitliche Auflösung des Nahrungserwerbs basieren jedoch auf rein theoretischen Ansätzen. Es ist außerdem nicht klar, welche Beuteorganismen und Beutegröße die Robben auf ihren Jagdausflügen bevorzugen und ob sie, je nach Beutegröße dabei bestimmte Jagdtaktiken zeigen.
Dieses Projekt hat daher zum Ziel Wissenslücken zu schließen, wo, wie häufig und was genau Seehunde in der deutschen Nordsee fressen.
Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass Robben den überwiegenden Anteil ihres Lebens im Wasser verbringen, wo man ihre Bewegungen nur sehr schwer beobachten kann. In diesem Kontext stellt die Telemetrie - d.h. die Besenderung von Tieren mit kleinen elektronischen Geräten eine wichtige Methode dar um Kenntnisse über Habitatnutzung und Verhalten der Tiere zu erhalten. Im Hinblick auf die Bestimmung von Nahrungssuche und Nahrungserwerb hat allerdings die Telemetrie einen großen Anteil an Ungewissheit. Die Sensoren können zwar hoch aufgelöste Bewegungsdaten (geographische Position, Tauchtiefe, Tauchlänge, Tauchstrecke, Beschleunigung) liefern, eine Charakterisierung des Fressverhaltens liegt jedoch meistens auf einer subjektiven Einschätzung der theoretischen Annahmen zu Grunde. Eine direkte Beobachtung des Fressverhaltens kann nur durch eine Kamera direkt am Tier erzielt werden. Im vorliegenden Projekt sollen daher Seehunde mit einer speziellen Unterwasserkamera ("CATS-Cam") ausgestattet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können in Zukunft auch als Grundlage für die Optimierung von Managementkonzepten, wie für weiterführende Studien dienen, beispielsweise zur Validierung von Daten von herkömmlich genutzten Telemetriegeräten. Darüber hinaus können die aufgenommenen Videos für Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung genutzt werden.

Ergebnisse : https://www.tiho-hannover.de/universitaet/aktuelles-veroeffentlichungen/pressemitteilungen/detail/seehunden-ueber-die-schulter-schauen

 

CATS-Cam Unterwasserkamera
Unterwasserkamera ("CATS-Cam") Foto A. van Neer, ITAW)

Kontaktperson

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung
Werftstr. 6
25761 Büsum

Dr. Abbo van Neer

Phone: +49 (0)511-8568162
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