Leitlinien für reproduktionsmedizinische Operationen und Dienstleistungen

Stand: 03. August 2022

Wir bieten spezielle reproduktionsmedizinische Dienstleistungen bei Haustieren an, welche unter anderem gynäkologische und andrologische Untersuchungen, Samenkonservierung, Samenübertragungen und Operationen umfassen.

Als Tierärztinnen und Tierärzte sehen wir unsere Verpflichtung darin, die Zucht von Tieren nur zu unterstützen, wenn diese unter medizinischen Aspekten für die Zucht geeignet sind. Tiere, welche selbst anatomische Deformationen oder psychische Merkmale aufweisen, welche mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind, oder bei denen zu erwarten ist, dass Nachkommen unter Problemen leiden werden, welche mit Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind, sind von der Zucht auszuschließen. Beispiele sind Nackthunde und -katzen sowie angeborene Defekte wie Hernien und Kryptorchismus.

Zudem können wir Zuchtpläne nicht unterstützen, wenn ein erhöhtes, voraussehbares Risiko für Geburtsstörungen oder andere Belastungen von Elterntieren oder Nachkommen zu erwarten ist.

Weiterhin lehnen wir nicht medizinisch indizierte Operationen und andere Maßnahmen strikt ab, welche anatomische Mängel von Tieren beheben oder verbergen sollen. Die tiermedizinische Notfallversorgung wie zum Beispiel Geburtshilfe und neonatologische Notfälle sind von diesen Beschränkungen natürlich ausgeschlossen.

Eine generelle Listung von Rassen, bei denen wir Dienstleistungen ablehnen, halten wir nicht für sinnvoll, da wir weiterhin den Dialog mit den Tierhaltern und Züchtern beibehalten und für Aufklärung sorgen wollen und es innerhalb jeder Rasse gesündere und weniger gesunde Zuchtlinien bzw. Zuchttiere gibt.
Diese Leitlinien geben vor, welche Voraussetzungen Tiere erfüllen müssen, damit wir die Zucht aktiv unterstützen können. Sie beziehen sich im Folgenden vielfach auf brachycephale Hunde, im Hinblick auf das Brachycephalen-Syndrom (auch BOAS), aber auch andere Merkmale.

A) Wir können zucht-unterstützende Maßnahmen nicht anbieten, wenn einer der folgenden Punkte zutrifft:

  • Anatomische Merkmale, die mit erheblichen körperlichen Leiden verbunden sind und/oder bei denen zu erwarten ist, dass die Nachkommen ebenfalls betroffen sein   werden“ (z.B. starke Faltenbildung, massive degenerative Erkrankungen der Gelenke)
  • Genetische Veränderungen, bei denen zu erwarten ist, dass anatomische Merkmale auftreten, die mit erheblichen körperlichen Leiden verbunden sind und/oder bei denen zu erwarten ist, dass die Nachkommen ebenfalls betroffen sein werden“ (z.B. Scottish Fold)
  • Abnormale Atemgeräusche in Ruhe und unter Anstrengung (Grad II/III, siehe auch: Grading Belastung)
  • Mittelgradig oder stark stenotische Nasenlöcher (siehe auch: Boas Schema )
  • Eine relative Nasenlänge von unter 33% der Schädellänge (siehe auch: FECAVA)

B) Für Chirurgische Eingriffe gelten die folgenden Grundsätze Chirurgische Operationen müssen immer nach strenger Indikation und in einer Weise erfolgen, dass für das Tier der medizinisch beste Ausgang erwartet werden kann. Beispielsweise sollte im Falle eines Kryptorchismus (Hodenhochstand) der Hoden operativ entfernt und nicht in den Hodensack verlagert werden.


Folgende Operationen werden von uns nicht angeboten:

  • Kaiserschnitte ohne medizinische Indikation
  • Kosmetische Operationen wie Hodenverlagerungen oder Milchdrüsenkorrekturen
  • Das Einsetzen von Hodenersatzpräparaten
  • Chirurgische Besamungen