Vorkommen der Birkhühner in den Truppenübungsplätzen Bergen, Munster Nord und Munster Süd sowie Vergleich der Habitatnutzung des Birkhuhns in den Truppenübungsplätzen mit dem NSG Lüneburger Heide

Birkhahn
Projektleitung: Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert
Wiss. Bearbeitung: MSc Daniel Tost
Projektlaufzeit: April 2017 bis Dezember 2018
Förderung: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung

In Mitteleurpopa ist das Birkwild (Tetrao tetrix) seit Jahrzehnten von einem starken Rückgang betroffen (Rhön, Thüringer Wald, Erzgebirge, Hohe Venn (Belgien), Sallandse Heide (Holland)). Darüber hinaus sind viele Populationen in den letzten Jahren erloschen (Muskauer Heide, Diepholzer Moorniederung, Großes Moor bei Gifhorn). Der aktuelle Birkhuhnbestand in Deutschland wird auf etwa 1200 Individuen geschätzt, wobei das Hauptvorkommen mit etwa 800-1000 Tieren in den Bayrischen Alpen liegt (Bauer et a. 2005, Storch 2008). In Niedersachsen hat sich eine letzte Restpopulation von etwa 200 Birkhühnern im Großraum der Lüneburger Heide - NSG Lüneburger Heide und den großen Truppenübungsplätzen - halten können. Diese norddeutsche Flachlandpopulation repräsentiert 20 % des deutschen Gesamtbestandes.

Das Birkwild war bis Mitte des 20ten Jahrhunderts der Charaktervogel der norddeutschen Moore und Heiden. Stetige Arrealverluste durch Moorentwässserung und Abtorfung mit einhergehenden landwirtschaftlicher Veränderungen führten jedoch zu einem rapiden Bestandsrückgang (Wübbenhorst und Prüter 2007, Ludwig et al. 2008, Wormanns 2008). Der derzeitige autochthone Birkwildbestand in Niedersachsen ist in sieben Teilpopulationen zersplittert.Der Bestand schwankte in den letzen 10 Jahren zwischen 160 und 230 Tieren (Sandkühler, NLWKN, mündl. 2010).

Nach Expertenmeinung besitzen in Mitteleuropa nur die alpinen und die niedersächsische Birkhuhnpopulationen die besten langfristigen Überlebenschancen. Diese Populationen sind am individuenstärksten und profitieren insbesondere von den großräumigen Biotopen. Voraussetzung für den langfristigen Erhalt der niedersächsischen Teilpopulationen im Großraum der Lüneburger Heide ist jedoch die konsequente Sicherung und Verbesserung der Birkwildlebensräume sowie die weitere Vernetzung der Teilpopulationen.

In Kooperation mit der Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide e.V. (VNP) und finanziert durch Mittel der Jagdabgabe das Landes Niedersachsen sowie der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung wird in dem Forschungsprojekt des ITAW wesentliche Grundlagen zur Habitatnutzung des Birkwildes und deren Gefährungsfaktoren untersucht.

In jedem Projektjahr sollen bis zu 5 Birkhühner gefangen und mit GPS-Sendern ausgestattet werden, um so die Aufenthaltsort mit hoher Präsision über das Jahr verfolgen zu können. Mit Hilfe von Habitateignungsanalysen sollen potentielle Birkwildhabitate im NSG Lüneburger Heide als auch in  angrenzenden Gebieten erfasst und bewertet sowie deren räumliche Verteilung und Vernetzungsmöglichkeiten aufgezeichnet werden. Desweiteren werden über Fotofallen die Habitatnutzungsfrequenzen von potentiellen Beutegreifern in den Kern- und Randgebieten des Birkwildes erfasst und bewertet.

Langfristige müssen die in diesem Projekt erarbeiteten Erkenntnisse in ein Konzept für die großräumige Vernetzung der Teilpopulationen in den benachbarten Truppenübungsplätzen einmünden. Ein „Aktionsplan Birkhuhn Lüneburger Heide“, in dem für diese norddeutsche Birkhuhnpopulation regionsspezifische und konkrete Maßnahmen unter Einbindung aller Interessengruppen verbindlich erarbeitet werden, sollte im Rahmen dieses Projektes mit unterstützt und vorangetrieben werden.