Tourismus und Habitatnutzung des Birkhuhns im NSG Lüneburger Heide

Birkhahn Lüneburger Heide
Projektdaten  
Projektleitung: Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert
Wiss. Bearbeitung: Dr. Egbert Strauß,
Daniel Tost
Denise Neubauer
Projektdauer: 2014-2017
Förderung: Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen
Kooperation: Verein Naturschutzpark e.V. (VNP): Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide

Projektbeschreibung

In Mitteleuropa ist das Birkhuhn (Tetrao tetrix) seit Jahrzehnten von einem starken Rückgang betroffen (Rhön, Thüringer Wald, Erzgebirge, Hohe Venn (Belgien), Sallandse Heide (Holland)). In Niedersachsen hat sich eine Population von etwa 200 Birkhühnern im Großraum der Lüneburger Heide – im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide und den großen Truppenübungsplätzen – halten können. Diese norddeutsche Flachlandpopulation repräsentiert 20% des deutschen Gesamtbestandes. Außerhalb der Alpen ist diese Population die größte und stabilste in Mitteleuropa. Der derzeitige autochthone Birkhuhnbestand in Niedersachsen ist in sieben Teilpopulationen zersplittert, die sich alle in EU-Vogelschutzgebieten befinden. Der Bestand schwankte in den letzten zehn Jahren zwischen 160 und 260 Tieren.

Voraussetzung für den langfristigen Erhalt der niedersächsischen Teilpopulationen im Großraum der Lüneburger Heide ist jedoch die konsequente Sicherung und Verbesserung der Birkhuhnlebensräume sowie ihre weitere Vernetzung der Teilpopulationen. Aufbauend auf dem Birkhuhnforschungsprojekt 2011-2013  sind weitere Fragestellungen zu bearbeiten, die für das Birkhuhnmanagement entscheidend sind. Nach den ersten vorläufigen Ergebnissen stellte sich heraus, dass die telemetrierten Birkhühner die Wanderwege und die Waldkanten mieden, sodass sich der verfügbare Lebensraum um 40% reduzierte. Diese Ergebnisse sollten durch weitere Telemetriedaten abgesichert werden.

Das NSG Lüneburger Heide ist ein stark frequentiertes Erholungsgebiet. Störungen durch Tourismus sind in vielen Lebensräumen wie z.B. in den Alpen oder der Rhön gravierende Einflussfaktoren. Durch umfassende Besucherlenkungskonzepte können die Störungen und die Einschränkungen der verfügbaren Habitatflächen minimiert werden, wenn die saisonale Habitatnutzung und die Meidung von potentiellen Störquellen des Birkhuhns hinreichend bekannt sind.

Ziele des Forschungsprojektes 2014 bis 2017 sind die Kenntnisse zur Habitatwahl des Birkhuhns in Zusammenhang mit der touristischen Nutzung, der Biotoppflege und den waldbaulichen Maßnahmen zu verbessern, um die vorhandenen Managementpläne zum Erhalt und zur Sicherung dieser Birkhuhnpopulation zu optimieren. Dabei werden folgende Teilziele verfolgt:

  1. Der Einfluss des Tourismus auf die Habitatnutzung des Birkwildes soll anhand telemetrierter Birkhühner und der Messung touristischer Aktivitäten im NSG Lüneburger Heide untersucht werden. Die Besucherzählung erfolgt auf Wanderwegen mittels Lichtschrankensystemen und liefert Daten über die saisonale und tageszeitliche Wegenutzung.
  2. Wie arrangieren sich saisonal und tageszeitlich die Birkhühner in den verschiedenen Lebensphasen (Balz, Brut, Kükenaufzucht, Winter) mit dem Tourismus in dem gemeinsamen Lebensraum, welche negativen Beeinflussungen existieren und muss gegebenenfalls die Besucherlenkung optimiert werden?
  3. Mit Hilfe der Telemetrie wird die Habitatnutzung von Birkhühnern im NSG Lüneburger Heide im Jahresverlauf ermittelt. Insbesondere sollen die Balz-, Brut- und Aufzuchthabitate sowie die Winterlebensräume bestimmt werden. Darüber hinaus sind exakte Entfernungen der Aufenthaltsorte der Birkhühner zu den Wanderwegen und Waldrändern zu erfassen.
  4. Die Habitatnutzungsanalysen aus den Jahren 2011 - 2012 werden um weitere Daten ergänzt, sodass aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden können.
  5. Die Bestimmung des Nahrungsspektrums adulter Birkhühner mittels Kotanalysen unterstützt die Bewertung der bevorzugten Birkhuhnhabitate.