Erfassung der übersommernden Wildgansbestände in Niedersachsen

Fliegende Graugänse
Projektdaten  
Projektleitung: Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert
Wiss. Bearbeitung: Dipl.-Biol. Inga Klages
Projektdauer: 01.03.2014 – 03.2019
Förderung: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Hintergrund

In ganz Europa ist für die meisten Gänsearten ein zunehmender Populationstrend zu beobachten (Wetlands International 2014, Madsen et al. 1999, Krüger & Oltmanns 2007, Johanshon et al. 2010, Johanshon et al. 2012). Aus den Daten der Wildtiererfassung in Niedersachsen (WTE) werden seit 1994 die Entwicklungstrends der Wildgansvorkommen erstellt, welche den europaweiten Trend auch in Niedersachsen bestätigen. Bei den Daten der WTE handelt sich um Einschätzungen der Jäger zum Gänsevorkommen in ihren Revieren. Die Wasservogelzählungen, die durch Organisationen des Deutschen Dachverbandes für Avifaunisten (DDA) durchgeführt werden, ergänzen diese Einschätzungen. In den letzten Jahren nahm laut Angaben der Jäger das Vorkommen während der Brutzeit sowohl der heimischen Graugans Anser anser, als auch der Neozoen Kanadagans Branta canadensis und Nilgans Alopochen aegyptiacus zu. Zudem wird von Sichtungen weiterer Neozoen wie der Rostgans Tadorna ferruginea und der Streifengans Anser indicus berichtet. Es handelt sich bei diesen Angaben um Einschätzungen und Vermutungen, da bisher in Niedersachsen keine Sommerzählung der Wildgänse stattfand. Die tatsächliche Bestandsgröße übersommernder Gänse in Niedersachsen ist nicht bekannt. Darüber hinaus ist für Niedersachsen der Anteil an tatsächlichen Brutpaaren, Nichtbrütern sowie die Reproduktionsrate im Wesentlichen unbekannt.

Die Populationsentwicklung der Wildgänse ist nicht nur von wissenschaftlichem Interesse sondern auch von politischem. Die Gänsearten verursachen nicht unerhebliche Schäden. Fraß- und Trittschäden aber auch Verkotung auf Grünland und Getreideflächen verursachen eine wirtschaftliche Schädigung der Landwirte. Im urbanen Bereich treten durch Verkotung Verschmutzungen der Grünanlagen und Parks auf. Durch Überdüngung wird die Wasserqualität von Teichen und Badeseen gefährdet. Daher sollte die Bestandentwicklung der übersommernden Wildgänse verfolgt werden, um nötigenfalls rechtzeitig eingreifen zu können.

Projektziele und Fragestellungen

Ziel des Projektes ist die Ermittlung der Bestandsgröße der übersommernden Wildgansarten sowie des Anteils an Nichtbrütern, Brutpaaren und der Kükenanzahl. Mit diesen Daten sollen folgende Fragen beantwortet werden:

  • Wo kommen die Graugans sowie die Neozoenarten Nilgans, Kanadagans, Streifengans und Rostgans in Niedersachsen vor?
  • Wie hoch ist die Bestandsdichte dieser Arten im Sommer?
  • Welcher Entwicklungstrend in Bezug auf Verbreitung und Bestandsdichte zeichnet sich ab?
  • Treten regionale und lokale Unterschiede in der Bestandsentwicklung auf?
  • Wie sind die Reproduktionsraten der o.g. Gänsepopulationen?
  • Wie gut decken sich die Zählungen mit den Einschätzungen in der WTE?

Durchführung

Die tatsächliche Bestandsentwicklung (Graugans, Nilgans, Kanadagans, Streifengans und Rostgans) soll mittels Sommerzählungen durch die Jäger vor Ort stattfinden. Hierbei handelt es sich um konkrete Zählungen der Brutpaare, der Jungtiere und der Nichtbrüter. Diese Erfassung soll Ende Mai/Anfang Juni stattfinden. Eine weitere Zählung der Anzahl an Gänsen, die revierübergreifend an einem Fixtermin stattfindet, soll Aufschluss über die Bestandsgröße geben. Diese Zählungen erfolgt in Abstimmung mit der niederländischen Synchronzählung.

Anhand der Erfassungen kann eine Analyse der lokalen und regionalen Entwicklung übersommernder Gänse in Bezug auf Vorkommen und Reproduktion erfolgen. Ein Vergleich der Sommerbesätze mit den Einschätzungen der Frühjahrsbesätze im Rahmen der WTE ermöglicht eine Verifikation dieser Einschätzungen.

Kontaktperson

Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Bischofsholer Damm 15
30173 Hannover

Inga Klages
Tel.: +49 511 856-7578
E-Mail schreiben