Vorkommen, Habitatnutzung, Gesundheitsstatus und Schutz von Schweinswalen in Elbe und Weser

Die Rücken zweier Schweinswale an der Wasseroberfläche
© Sophia Wenger
Projektdaten  
Projektleitung: Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert
Leitende Wissenschaftlerin: Denise Wenger
Kooperationspartner: Bundesamt für Naturschutz, Bonn/Vilm
Wasser- und Schifffahrtsämter Bremerhaven und Hamburg
DW-ShipConsult GmbH, Schwentinental
Institut für Hygiene, Hamburg
Zoologisches Institut Universität Hamburg
Universität Lüttich, Belgien

Projektbeschreibung

Hintergrund

Das als Doktorarbeit angelegte Projekt belegt neuerliche regelmäßige, saisonale Vorkommen von Schweinswalen in den großen norddeutschen Flüssen und untersucht Verteilung, Abundanz, Beutearten, Gesundheitszustand und Todesursachen in den Flüssen Weser und Elbe.Teile des Projekts wurden bereits durchgeführt:

Schweinswale (Phocoena phocoena) schwimmen nach fast hundertjähriger Abwesenheit seit einigen Jahren jährlich zunehmend im Frühjahr (v.a. März bis Mai) die Unterläufe der norddeutschen Flüsse Elbe und Weser hoch bis Hamburg bzw. Bremen. Im Rahmen des Projekts kann dies durch die Daten des seit 2007 eingerichteten Sichtungsprogramms für Weser und Elbe erstmals nachgewiesen werden. 2013 wurden die Wale dabei in der Elbe v.a. im Hamburger Hafen u.a. beim Jagen beobachtet. Die zeitlich-räumliche Verteilung der Schweinswalsichtungen lässt den Schluss zu, dass die Meeressäuger den anadromen Fischschwärmen der Fischart Stint (Osmerus eperlanus) und evtl. Finte (Alosa fallax) zu deren Laichgebieten folgen. Im Jahr 2010 und seit 2013 wurden akustische Datenlogger (Klickdetektoren, CPODs, Chelonia, UK) in Weser und Elbe installiert. Die Aufnahmen der CPODs belegen die saisonale Anwesenheit und lieferten Klickabfolgen, die als Futtersuchlaute identifiziert werden konnten.

Innerhalb einer kurzen Zeitspanne gab es v.a. im Mai 2013 in der Elbe eine Serie an Totfunden (26 Wale), viele der toten Tiere waren am Elb-Ufer von Övelgönne bis Wedel angestrandet. Die Todesursachen wurden nicht geklärt, zukünftige Funde sollen aber im Rahmen des Projekts genauen wissenschaftlichen Untersuchungen zugeführt werden. Im Vergleich zu den übrigen Lebensräumen der Schweinswale in der Nord- und Ostsee ist die Anzahl der toten Tiere sehr hoch, es wird eine systematische Ursache vermutet. Die Elbe vor allem im Bereich des Hamburger Hafens unterscheidet sich wesentlich von den Lebensräumen der Schweinswale in Nord- und Ostsee, u.a. durch die hohe Dichte des Schiffsverkehrs im engen Flusslauf. Die potentiell große Lärmbelastung der Schweinswale wird als eine mögliche Todesursache in Betracht gezogen. Hohe Lärmpegel können zur Schädigung des Gehörs und zur Maskierung der Signale für die Kommunikation und Echolokation führen.

Ziele des Projekts:

Durch visuelles und passives akustisches Monitoring Erhebung weiterer Daten über Abundanz, räumlich-zeitliches Verteilungsmuster der Schweinswale, bevorzugte Gebiete in den Flussläufen (u.a. limnische Bereiche, Hafenbecken), Habitatnutzung, Details über Verhalten der Wale im Hamburger Hafen (teilweise bereits durch Sichtungsprogramm bekannt).

Die Sektion tot aufgefundener Tiere und differenzierte Labor-Untersuchungen sollen Auskunft geben hinsichtlich Beutespektrum (Mageninhaltsanalysen, Fettsäureanalysen), Todesursache, Allgemein-/Gesundheitszustand, Belastung mit Umweltgiften, eventuellen Auswirkungen der verstärkten Lärmbelastung sowie zu populationsgenetischen Fragen.

Mithilfe von Unterwasserschall-Messgeräten werden die Schall-Emissionen im Hamburger Hafen ermittelt. Zudem Identifizierung weiterer Konfliktbereiche und Bedrohungsfaktoren durch anthropogene Aktivitäten.

Datengrundlage zur Erarbeitung eines sinnvollen Monitoringprogramms und Managementvorschläge für diese auf Anhang II und IV der europäischen Fauna-Flora-Habitatrichtlinie gelistete Meeressäugetierart für die FFH-Gebiete Unterelbe und Unterweser (Natura 2000).

 

 

Schweinswale in der Elbe, Hamburg.
Schweinswale in der Elbe, Hamburg. © Sophia Wenger

Kontaktperson

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung
Werftstr. 6
25761 Büsum

Denise Wenger

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