HABITATWal - Habitatwahl und Populationsdynamik von Schweinswalen im Ökosystem der deutschen Nord- und Ostsee

Observer blickt aus einem bubble window bei einem Flug-Survey
"Observer im "bubble-"Fenster, © ITAW"
Projektdaten  
Projektleitung: Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert
Leitender Wissenschaftler: Dr. Anita Gilles
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Dr. Dominik Nachtsheim, Dr. Bianca Unger, Dr. Nadya Carolina Ramirez-Martinez, Dr. Isabel Avila, Dr. Johannes Baltzer
Laufzeit: Mai 2022 bis Oktober 2026
Förderung: BfN
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Projektbeschreibung

Marine Säugetiere, wie der Schweinswal, sind als Topprädatoren ein wichtiger Bestandteil mariner Ökosysteme. Durch anthropogene Aktivitäten wie Fischerei, Ausbau der Offshore-Windenergie, Schiffsverkehr, Meeresverschmutzung, sind sie zunehmenden Belastungen ausgesetzt. Die Erfassung und Bewertung der Population sowie Kenntnisse über Verteilungsmuster, Habitatansprüche und Bestandsentwicklungen sind die Voraussetzung für den effektiven Schutz von Schweinswalen und ein sinnvolles Schutzgebietsmanagement. Zudem dient das Monitoring und die Bewertungen den einhergehenden Berichtspflichten der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der Europäischen Kommission im Zuge der Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie FFH-RL (92/43/EWG) und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie MSRL (2008/56/EG).

Im Zuge des Projektes sollen Verbreitungsmuster, Populationsgrößen und Trends von marinen Säugetieren sowie deren Habitatwahl näher untersucht werden. Auch ihr Verhalten, das Vorkommen von Mutter-Kalb-Paaren (Reproduktionsgebiete) und der Einfluss anthropogener Aktivitäten auf Vorkommen und Populationsdynamik stehen im Fokus, basierend auf großräumigen Erfassungen von marinen Säugetieren in der deutschen Nord- und Ostsee in ihren Schwerpunktjahreszeiten und -gebieten. Diese Erfassungen nach standardisierten Methoden liefern Daten und Informationen zu Raum-Zeit-Mustern und zur Raumnutzung von marinen Säugetieren im Ökosystem der Nord- und Ostsee.

In die Auswertung fließen sowohl durch das Projekt neu erhobene als auch bereits existierende Daten ein, die seit 2002 vom ITAW standardisiert erhoben werden. Die Auswertung der Gesamtheit der Daten liefert die erforderliche robuste Datengrundlage und nutzt Kenntnisstände für die Betrachtung grundlegender ökologischer Zusammenhänge. So wird unter anderem mit Hilfe von Habitatwahlmodellen untersucht, welche abiotischen, biotischen und anthropogenen Faktoren das Vorkommen und die Verteilung von marinen Säugetieren in der Nord- und Ostsee grundlegend beeinflussen. Dies ist insbesondere im Zuge der beobachteten rückläufigen Bestandsentwicklung von Schweinswalen in der deutschen Nordsee äußerst relevant.

Modelle zur Populationsdynamik können darüber hinaus Aufschluss geben, welchen Einfluss verschiedene Stressoren auf die Entwicklung der Schweinswalbestände in deutschen Gewässern haben. Die Modelle liefern Simulationen über die zukünftige Bestandsentwicklung unter Annahme verschiedener Belastungen durch anthropogene Stressoren und können daher optimalerweise die Entwicklung von adäquaten Schutzkonzepten und Managementmaßnahmen informieren.

In HABITATWal wird auch der deutsche Anteil am internationalen großräumigen SCANS-IV Survey [AG1]integriert, bei dem koordinierte visuelle Surveys in den Schelf- und Offshore-Gewässern des europäischen Atlantiks durchgeführt werden, um robuste Abundanzschätzungen für regelmäßig vorkommende Walarten zu generieren.

Durch einen jährlichen Schiffssurvey auf der Doggerbank sowie die Ausbringung von stationären akustischen Datenloggern werden detaillierte Informationen zum Vorkommen von Zwergwalen und ggf. anderen Walarten erhoben und ein akustisches und visuelles Monitoring entwickelt. Darüber hinaus soll die Erweiterung der Erfassungsmethoden im großflächigen Monitoring wissenschaftlich begleitet werden. Dies umfasst auch eine Machbarkeitsstudie zur möglichen Ergänzung eines PAM-(passiv-akustischem Monitoring) Netzwerks in der deutschen Nordsee.

 

Flugzeug über Wasser mit Blick auf die Küstenlinie
Flugzeug über Wasser, ©ITAW, Dominik Nachtsheim
Springender Zwergwal
Zwergwal, © Observatoire Pelagis/H. Peltier

Kontaktperson

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung
Werftstr. 6
25761 Büsum

Dr. Anita Gilles

Phone: +49 (0)511-8568170
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