Schwimmkran bei Offshore Windpark im Bau

Der vorgeschlagene Zukunftsdiskurs soll sich mit der Transformation der Energieversorgung in Deutschland und Europa und den damit einhergehenden Konflikten im Natur- und Artenschutz befassen.

Offshore Windpark in Betrieb
Offshore-Windpark, Foto ITAW

Gleichzeitig soll Wissen rund um die Problematik kommuniziert und geeignete Kommunikationswege für den Konflikt gefunden werden. Um die CO2-Emmissionen zu verringern und die Klimakrise aufzuhalten, wird im Rahmen der Energiewende der Ausbau der Offshore-Windenergie vorangetrieben. Für die Nordsee haben nicht nur Deutschland, sondern unter anderem auch Dänemark, Niederlande, Großbritannien und Schweden weitreichende Ausbaupläne für die Offshore-Windindustrie. Diese Pläne können dieses Gebiet zu einem großen Industriepark werden lassen. Die marinen Ökosysteme sind aber schon jetzt beeinträchtigt: Der Bau von Offshore-Windkraftanalagen ist nicht der erste oder der einzige Eingriff des Menschen.

Die Nordsee ist vielmehr schon seit mehreren Jahrzehnten durch Einträge der chemischen und pharmazeutischen Industrie, Eutrophierung, Fischerei, Schifffahrt, Munitions-Altlasten, invasive Arten und vieles mehr belastet. 

Fischereiboot beim Einholen des Netzes
Fischereifahrzeug, Foto Nachtsheim, ITAW

Gleichzeitig ist sie unter anderem der Lebensraum der Schweinswale, die in den deutschen Gewässern die einzige heimische Walart sind. Der Bestand der Tiere verlagert sich nach den Erkenntnissen der neuesten europäischen Bestandserhebungen zunehmend in die südliche Nordsee (www.tiho-hannover.de/SCANS). Um die Schweinswalpopulation, die die deutsche Bucht nutzt, zu schützen, bräuchten wir jetzt schon mehr Schutz und weniger Belastungen für die Tiere. Wollen wir mit der Energiewende unser Klima schützen, stehen wir also vor einem Dilemma, bei dem sich Klima- und Naturschutz widersprechen. Auf der einen Seite müssen wir schnell Veränderungen vornehmen, um den CO 2-Ausstoß zu reduzieren und so die Klimakrise aufzuhalten. Nur so können wir zum Beispiel den Lebensraum der Eisbären bewahren, die  aufgrund des schnellen Wegschmelzens des arktischen Eises keinen Zugang mehr zu ihrer Hauptnahrungsquelle, den Robben, haben.

Eisbären auf Eisscholle
Eisbären, Foto Sonne, Dietz, Andersen
Schweinswal
Schweinswal, Foto ITAW
Schweinswal Foto van Neer, ITAW
Schweinswal Foto van Neer, ITAW

Auf der anderen Seite haben wir Verpflichtungen gegenüber dem Erhalt der Biodiversität, dem Natur- und dem Artenschutz (EU-Biodiversitätsstrategie) und somit beispielsweise gegenüber dem Schweinswal. Über den Schweinswal, ist weit weniger bekannt als über die Eisbären. Der Zustand der Schweinswalpopulation in der Nordsee ist nicht gut, und sein Lebensraum wird mit dem Bau von Offshore-Windkraftanlagen in Deutschland, aber auch in den anderen Nordseeanrainerstaaten weiteren Belastungen unterzogen. Daher müssen wir diskutieren, wie wir die Energiewende schaffen und gleichzeitig die Lebensbedingungen der  Schweinswale und anderer Meeresbewohner verbessern können, um sie zu schützen.

Folgende aktuelle gesellschaftliche Themenkomplexe sollen in den vorgeschlagenen Diskurs einbezogen werden:
1. Transformation: Die Energiewende bringt einen grundlegenden Wandel für unsere Gesellschaft mit sprunghaften Veränderungen in technologischen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen mit sich, die Auswirkungen auf jeden einzelnen Menschen haben. Diese Transformation ist aufgrund der Klimakrise unumgänglich, muss aber natürlich dennoch von der Gesellschaft mitgetragen werden.
2. Kommunikation von Wissen/Digitalisierung: Die Vermittlung und die Kommunikation von Wissen über die Klimakrise/Energiewende und Biodiversität/Arten- und Naturschutz muss für alle gesellschaftlichen Milieus sichergestellt werden. Dies ist mit digitalisierten Strategien vielfach effektiver, da auf diese Weise mehr unterschiedliche Zielgruppen aus den verschiedenen geografischen Lokalisationen an den Diskussionen und Gesprächen teilnehmen können. Wissensinhalte, Fragestellungen und Diskussionsanstöße sollen darum vor allem über die Sozialen Netzwerke verbreitet und diskutiert werden.
3. Stärkung der demokratischen Debatte und des demokratischen Gemeinwesens: Da die Klimakrise und auch der Verlust an Biodiversität das Wohl aller Menschen betreffen, ist dieser Diskurs eine große Möglichkeit, viele Menschen und Gruppen in eine demokratische Debatte einzubeziehen. Sie erhalten damit die Gelegenheit, sich zu einem Thema, das sie direkt betrifft, einzubringen und ihre Gedanken, Sorgen und Ideen zu äußern.
4. Fragen der europäischen Identität: Die Herausforderungen im Bereich Klimakrise/Energiewende und Biodiversität/Arten- und Naturschutz können nur mit einer grenzüberschreitenden, europäischen Identität und Abstimmung mit Erfolg vorangetrieben werden. Daher ist es sehr wichtig, in die Diskussionen die Pläne anderer europäischer Länder einzubeziehen und mit anderen europäischen Bürgerinnen und Bürgern (digitale Form mit Hilfe von Übersetzungen) zu diskutieren. Dies soll insbesondere auch für die jüngeren Generationen organisiert werden. Denn wir verfolgen, wie der Schweinswal in der Nordsee, dasselbe Ziel: Eine gesunde und lebenswerte Umwelt.

Durch strukturierte Debatten unter Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse und nationaler sowie internationaler Expertisen soll das Thema Klimakrise/Energiewende und Biodiversität/Arten-und Naturschutz aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.