- Examensjahr: 1997
- Berufliche Tätigkeit: Toxikologe bei BASF
Wie beschreiben Sie Ihren Weg in den Beruf? Es hatte etwas von einem Neustart. Die vielen Semester der Tiermedizin empfand ich hauptsächlich als Vorbereitung für ein Leben als praktischer Tierarzt, doch nach dem Studium wurde es plötzlich sehr wissenschaftlich. Das Institut für Lebensmitteltoxikologie war gerade gegründet worden und hatte Doktorarbeiten zu vergeben, die mich interessierten. Parallel dazu wurde das PhD-Studium neu etabliert. Das hat mich angesprochen, nein besser, es hat mich gereizt. Damit war die Möglichkeit, einen Weg neben der Praxis einzuschlagen, gegeben. Und so ging es auch weiter: 2001 zog es mich nach Berlin ins heutige Bundesinstitut für Risikobewertung, 2007 wechselte ich zur BASF.
Aus welchem Grund haben Sie sich für den Bereich Pharmakologie und Toxikologie entschieden? Das kam natürlich hauptsächlich durch die PhD-These im Bereich Lebensmitteltoxikologie. Mir gefiel es, unbekannte Zusammenhänge auszutüfteln, Wirkungsweisen von Molekülen auszuarbeiten und Zielstrukturen zu identifizieren (oder wenigstens einzukreisen). Das hat etwas von einem Puzzle, das nie so ganz fertig zu werden scheint. Und in der Toxikologie geschieht auch immer etwas Unerwartetes. Darum fordert der Gesetzgeber ja aufwendige Untersuchungen, um mögliche unerwünschte Wirkweisen ans Tageslicht zu fördern. Das ist nicht nur ein Routinejob, denn es kommt ständig zu Überraschungen.
Was motiviert Sie besonders an Ihrer Tätigkeit bei BASF? Welche beruflichen Ziele haben Sie? Die Team-Arbeit macht mir am meisten Spaß. Gemeinsam Probleme anzufassen, Lösungswege auszuarbeiten, Verantwortung zu übernehmen und alle dazu zu bekommen, an einem Strang zu ziehen. Das ist ein bisschen wie ein Schiff auf hoher See. Zugegeben, die BASF ist ein dicker Dampfer, der nicht so schnell untergeht, und ich bin hier auch nicht der Kapitän. Aber die Aufgaben müssen immer wieder neu verteilt werden. Und wenn das Boot Schlagseite bekommt, sollten alle schnell einen guten Job machen.
Was war Ihr beeindruckendstes/kuriosestes Erlebnis in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn? Rückblickend passen die beiden Begriffe auf mich nicht so recht. Aber ich sah mich regelmäßig anstrengenden Herausforderungen gegenübergestellt. Es gab die Situation, da ein lieber Kollege viel zu früh und (beinah) überraschend verstorben war und ich für fast ein Jahr sein Labor mitzuleiten hatte. Da waren es auf einmal 32 statt zwölf Mitarbeiter und ein Berg von Studien musste zu einem fixen Termin bei der Europäischen Chemikalien-Agentur eingereicht sein. Klingt nicht spektakulär, war aber so anstrengend, dass ich in den Sommerferien gar nicht mehr runterkam und nachts nicht schlafen konnte, weil mein Körper das Adrenalin einfach nicht abbauen wollte.
Wie gut ist Ihr Beruf mit Privat- und Familienleben vereinbar? Es klappt meistens ganz gut. Man braucht eine gute Struktur und muss frühzeitig planen, damit Schulferien und Dienstreisen nicht zu komplizierten Herausforderungen werden. Ferner habe ich mir antrainiert, beides strikt zu trennen. Wenn ich die Bürotür abschließe, dann bleibt alles da drin und kommt nicht mit nach Hause. Das hält den Kopf für andere Dinge frei und lässt einen nachts besser schlafen.
Was würden Sie Berufseinsteigern raten, die sich in Ihrer Branche bewerben möchten? Geht unvoreingenommen an die Sache heran. Informiert Euch über das Berufsbild und seht es Euch nach Möglichkeit vor Ort an. Solltet Ihr den Weg einschlagen, bleibt flexibel, gedankenoffen und – mit Blick auf das Erreichen von (selbstgesteckten) Zielen – geduldig. Toxikologie ist eine Erfahrungswissenschaft, wie ein Kollege einmal zu mir sagte, und vieles erschließt sich einem erst nach einer Weile.
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an die TiHo denken? Sehr viel, denn es war eine supertolle Zeit. Studieren war nicht immer leicht und/oder zufriedenstellend, aber das Leben mit Anfang/Mitte 20 in einem solchen Umfeld, wie ich es in den Neunzigern in Hannover vorfand, war wunderbar und ich erinnere mich gern daran. Und heute noch warte ich zu verschiedenen Gelegenheiten mit Geschichten von früher auf. Hat jemand mal Nicht-Veterinären von der Andrologie-Außenquote erzählt?
Möchten Sie noch jemanden aus der Zeit an der TiHo grüßen? Dutzende! Aber vielleicht am liebsten die, die ich seit 2001 nicht mehr gesehen habe! Zu den anderen habe ich ja mal mehr, mal weniger Kontakt. Die grüße ich dann persönlich.
- Das Interview führte Antje Rendigs