Interview: Dr. Marcus Langen

Marcus Langen
Foto: Daniel Hübler
  • Examensjahr: 2006, Promotionsjahr: 2008
  • Berufliche Tätigkeit: Fachtierarzt für Lebensmittel, Gegenprobensachverständiger für Lebensmittel, stellvertretender Geschäftsführer Dr. Berns Laboratorium GmbH & Co. KG

 

Sehr geehrter Herr Dr. Langen,

Wie würden Sie Ihren Weg in die Tiermedizin beschreiben? Wäre ich der Empfehlung des Berufsbildungszentrums gefolgt, das ich irgendwann Anfang der 90er Jahre aufgesucht habe, so wäre ich heute Baugeräteführer. Aber irgendwie kam es anders … Ich habe als Schüler jede freie Minute auf landwirtschaftlichen Betrieben mit Milchviehhaltung, Bullenmast und Jungviehaufzucht verbracht und dort auch Einblicke in die Arbeit der Hoftierärzte gewonnen. Schon damals war ich von den vielseitigen und verantwortungsvollen Aufgaben in der Veterinärmedizin fasziniert. Aus der Faszination wurde nach verschiedenen Praktika in der Nutztier- und Gemischtpraxis der Wunsch, selbst Tierarzt zu werden.

Aus welchem Grund haben Sie sich für den Bereich Lebensmittelqualität und -sicherheit entschieden? Zu Beginn des Studiums stand für mich noch fest, dass mein Weg entweder in die Rinderpraxis oder aber ins öffentliche Veterinärwesen führen soll; Ein gewisses Grundinteresse am Lebensmittelbereich bestand also von Anfang an. Dieses Interesse wuchs im Laufe des Studiums. Am Ende waren es wohl mehrere Gründe, die dazu geführt haben, dass ich mich für eine Dissertation am Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit entschieden habe: Das große Interesse an dem Fachgebiet, das Angebot eines spannenden Dissertationsthemas von Professor Klein, die Erkenntnis, dass ich in diesem Fachbereich später wohl vergleichsweise wenig „Mitbewerber“ am Markt haben werde und letztlich auch die Ermutigung durch den Präsidenten Dr. Greif, der mir Mentor war und ist.

Was hat Sie motiviert, eine Dozententätigkeit im neuen TiHo-Masterstudiengang Veterinary Public Health zu übernehmen? Ich habe seit einigen Jahren einen Lehrauftrag an der Hochschule Rhein-Waal im Masterstudiengang Lebensmittelwissenschaften und habe in der Vergangenheit an der TiHo verschiedene Wahlpflichtkurse und Lehrveranstaltungen angeboten. Mich motiviert es, durch die Verbindung von Theorie und Praxis den persönlichen Lernerfolg der Studierenden und deren Interesse am Fachbereich zu steigern. Ich halte den TiHo-Masterstudiengang Veterinary Public Health für zukunftsweisend und freue mich, dass ich als Dozent daran mitwirken kann.

Was wird sich für die Tierärztinnen und Tierärzte im Bereich Veterinary Public Health nach der Corona-Pandemie ändern? Ich glaube, dass sich für Tierärztinnen und Tierärzte in der Praxis nach der Corona-Pandemie gar nicht so viel ändern wird. Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen haben im Bereich Veterinary Public Health nicht erst seit der Pandemie einen hohen Stellenwert. Ich hoffe, dass der während der Pandemie intensivierte fachliche Dialog zwischen Human- und Veterinärmedizin im Sinne des One-Health-Gedankens bestehen bleibt.

Was war ein beeindruckendes Erlebnis in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn? Ich weiß nie was mich erwartet, wenn das Telefon klingelt – das macht meinen Beruf so spannend. Als besonders beeindruckend ist mir ein Einsatz im Rahmen einer Kühlmittel-Havarie in einem lebensmittelverarbeitenden Betrieb in Erinnerung. Aufgrund der enormen Menge an ausgetretenem Kühlmittel wurde ein Großeinsatz der Feuerwehr mit ABC-Alarm ausgelöst. Man konnte sich zunächst nur unter Begleitung der Feuerwehr in Schutzanzug und mit Atemschutz in den Produktionsräumen bewegen, um den Schaden zu begutachten und die erforderlichen Lüftungsmaßnahmen mit der Einsatzleitung der Feuerwehr sowie dem zuständigen Veterinäramt abzusprechen.

Wie gut ist Ihr Beruf mit Privat- und Familienleben vereinbar? Da ich national und international Lebensmittel- und Handelsunternehmen betreue, bin ich beruflich oft unterwegs. Abgesehen von kurzfristigen, nicht vorhersehbaren Kriseneinsätzen sind meine Termine aber recht gut zu planen. Auch wenn meine Familie die Einschätzung vielleicht nicht immer teilt, so lässt sich mein Beruf insgesamt aus meiner Sicht gut mit Privat- und Familienleben vereinbaren.

Was würden Sie Berufseinsteigern raten, die sich in Ihrer Branche bewerben möchten? Wer sich im Studium bereits eine Tätigkeit im Lebensmittelbereich vorstellen kann, der sollte unbedingt Wert darauflegen, im Rahmen der Pflichtpraktika dort möglichst viele Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Zudem bieten sich auch Nebenjobs in der Lebensmittelindustrie an, um dort Einblicke in Produktionsprozesse, Technologie und Qualitätssicherung bzw. -management zu erlangen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Werbung für das Mentorenprogramm der Gesellschaft der Freunde der TiHo (GdF) machen, das sich gezielt an „lebensmittelaffine“ Studierende richtet und das ich als Mentor unterstütze. Wer Interesse an einem Praktikum oder an der Weiterbildung zum Fachtierarzt für Lebensmittel hat, darf sich gern bei mir melden.

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an die TiHo denken? Ich denke oft und gern an die Zeit an der TiHo zurück. Natürlich erinnere ich mich an die eine oder andere Lernstunde, viele Fachbücher und Skripte und an mal mehr, mal weniger lustige Testat- oder Prüfungssituationen. Gleichzeitig fallen mir aber auch die legendären TiHo-Partys (damals noch in der alten Heizzentrale), die Sommerfeste, die Gottesdienste, die Sportfeste, die Auftritte der Rocking Vets und der Theater-AG ein, um hier nur ein paar der Veranstaltungen zu nennen, bei denen man sich als Teil der TiHo-Familie so richtig wohlfühlen konnte.

Möchten Sie noch jemanden aus der Zeit an der TiHo grüßen? Da mache ich es mir einfach! Ich grüße alle, die mich an dieser Stelle auch grüßen würden.

  • Das Interview führte Antje Rendigs