- Examensjahr: 1997, Promotionsjahr: 1999
- Berufliche Tätigkeit: European Specialist in Veterinary Pharmacology and Toxicology, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie, Fachbereich Veterinärmedizin, FU Berlin
Sehr geehrter Herr Professor Bäumer,
Wie würden Sie Ihren Weg in den Beruf beschreiben? Die Entscheidung, Tierarzt zu werden, stand für mich so ab der Oberstufe fest und wurde durch ein Praktikum vor dem Studium noch verstärkt. Der Weg in die Wissenschaft wurde erst mit der Dissertation wirklich eine (be)greifbare Option.
Aus welchem Grund haben Sie sich für Pharmakologie und Toxikologie entschieden? Was möchten Sie in und für Ihren Fachbereich erreichen? Die enge Verknüpfung mit Physiologie und Biochemie gefällt mir sehr. An diesen Fächern hatte ich im Studium großes Interesse und das Lernen fiel mir leicht. Ich liebe die große Bandbreite des Fachs von Pharmakokinetik zu Pharmakodynamik, von experimenteller zu klinischer Pharmakologie (und Toxikologie). Was ich gern erreichen möchte, ist zum Verständnis allergisch-entzündlicher Erkrankungen beizutragen und natürlich wäre es ein Traum, irgendwann mal ein Arzneimittel in den Händen zu halten und behaupten zu können, dass ich an dessen Entwicklung einen Anteil hatte.
Bis 2017 waren sie Associate Professor an der North Carolina State University. Wie unterscheidet sich der Berufsalltag an amerikanischen und deutschen Universitäten? Grundsätzlich ist es mir nicht schwergefallen, mich in dem Berufsalltag in den USA zurechtzufinden. Das Einwerben von Drittmitteln wird in den USA mit einer Ernsthaftigkeit und einem Sportgeist betrieben, den ich in dem Ausmaß so nicht ganz in Deutschland erlebt habe. Das ist nichts Schlechtes und die „Grant-Writing-Seminars“ waren sehr hilfreich. Nur, dass ich jetzt beim Antragschreiben grundsätzlich wieder etwas weniger „klappern“ muss (was ja zum Handwerk gehört), finde ich ganz angenehm. Klasse fand ich die durchgehend sehr gut besuchten Vorlesungen. Die Studierenden bezahlen für den Unterricht, gehen dementsprechend hin und üben auch Kritik, wenn die Vorlesungen nicht einem hohen Standard entsprechen. Eine durchgehend schlechte Evaluierung kann dann auch Konsequenzen haben. Was ich hier in Deutschland etwas vermisse, ist die grundsätzlich optimistische Grundhaltung der Amerikaner - die ist ansteckend!
Was war ein beeindruckendes oder kurioses Erlebnis in Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn? Kurios war im Nachhinein der Versuch, Schmerzsignale am isoliert perfundierten Rindereuter ableiten zu wollen, das war von Anfang an ein ziemlich gewagtes Unternehmen, das wir aber mit einiger Persistenz durchgezogen haben.
Wie gut ist Ihr Beruf mit dem Privatund Familienleben vereinbar? Grundsätzlich ist dies ein Beruf, der nicht nach der Stechuhr läuft. Aber man hat auch recht große Freiheiten und kann Arbeitszeiten mal flexibel in die Morgen- oder Abendstunden schieben. Wenn möglich, richte ich ein gemeinsames Frühstück und Abendessen mit der Familie ein. Aber ehrlicherweise lastet die Erziehung unserer drei Kinder nicht ganz gleichmäßig auf den Schultern meiner Frau und mir und für ihren Mehreinsatz bin ich ihr sehr dankbar.
Was würden Sie Berufseinsteigern raten, die sich in Ihrer Branche bewerben möchten? Das funktioniert auf Dauer nur mit ganz ehrlichem Interesse an der Pharmakologie. Ein gewisser Grundenthusiasmus ist die allerbeste Triebfeder langfristig mit Freude dabei zu bleiben. Ach ja, ein sonniges Gemüt kann auch nicht schaden. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an die TiHo denken? Das sind zum allergrößten Teil sehr positive Erinnerungen. Gern denke ich an das Studium, die Doktoranden- und Postdoc-Zeit zurück. Highlights waren sicher die TiHo-Theater-AG, das „Bremsen“ in der Gynäkologie des Rindes, aber auch die gemeinsame Arbeit in der Arbeitsgruppe Kietzmann.
Möchten Sie noch jemanden aus der Zeit an der TiHo grüßen? Gern grüße ich herzlich alle ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, ganz besonders natürlich Manfred Kietzmann!
- Das Interview führte Antje Rendigs