Historie der Klinik für Rinder

Die Gründung einer speziellen Klinik für Rinder geht zurück auf den 1. Dezember 1925, als ein Ordinariat für Geburtshilfe und Rinderkrankheiten an der Tierärztlichen Hochschule Hannover geschaffen und eine stationäre Klinik speziell für diese Spezies eröffnet wurde. Mitgründer und Leiter der entsprechenden stationären Klinik speziell für Rinder war Prof. Dr. Dr. h. c. Richard Götze. Er und seine Rinderklinik wurden in der Wissenschaft und den Tierärzten in aller Welt bald zu einem bekannten Begriff. Die Zahl der stationären Patienten stieg von 190 im Jahr 1926 auf 1867 im Jahr 1952, wovon rund zwei Drittel internistische und chirurgische und ein Drittel geburtshilflich-gynäkologische Fälle waren.

1953 erfolgte dann die Aufteilung in die Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie und die Klinik für Rinderkrankheiten. Die Leitung des betreffenden Ordinariats übernahm ein Schüler und Habilitand Götzes, Prof. Dr. Gustav Rosenberger. Das Arbeitsgebiet der Klinik umfasste die inneren und chirurgischen Erkrankungen des Rindes, Jungtiererkrankungen, Stoffwechsel- und Mangelkrankheiten, Vergiftungen und die klinische Seite der parasitären und infektiösen Krankheiten. Die Ausbildung von vielen Generationen profilierter Rindertierärzte auf diesen Gebieten stellt die ganz besondere Leistung der Klinik dar. Zudem erwarben die Wissenschaftler der Rinderklinik internationale Reputation bei der Eradikation von besonderen Geißeln der Rinderzucht in Europa, nämlich der Enzootischen Leukose.

Die Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie des Rindes wurde nach der Emeritierung von Prof. Götze durch Prof. Erich Aehnelt geleitet. Neben den Vorlesungen über Tiergeburtshilfe, spezielle Gynäkologie und Euterkrankheiten standen im Rahmen der Forschung Untersuchungen zur Unfruchtbarkeit und Herdensterilität im Fokus.

In den sechziger, siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts war die Geschichte dieser beiden Kliniken im Dienste des Rindes eng verknüpft mit den vielfältigen Forschungsarbeiten der Professoren Dirksen, Stöber und Grunert. Deren Wirken war mit Meilensteinen in der Rindermedizin verbunden, wie z. B. der Herausgabe von Standardwerken wie den „Krankheiten des Rindes“, „Die klinische Untersuchung des Rindes“ und „Fertilitätsstörungen beim weiblichen Rind“.

Nachdem nicht zuletzt durch vielfältige Projekte der Rinderklinik die makroökonomisch besonders wichtigen Infektionskrankheiten des Rindes wie MKS, Brucellose, Leukose, Tuberkulose, Räude und Dasselfliegen weitgehend verschwanden, gerieten nicht-infektiöse Erkrankungen immer mehr in den Fokus. Besondere Verdienste erwarben sich Mitarbeiter der Rinderklinik bei der Entwicklung von Operationsverfahren zur Intervention bei Labmagenverlagerungen und zur Behandlung von Weidetetanie. Während der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde schließlich unter Prof. Scholz die Diagnostik von Selendefizienzen ausgebaut und wichtige aus Selenmangel resultierende klinische Erkrankungen charakterisiert.

Erst im Jahr 2002 kam es zu der überfälligen Wiedervereinigung der Klinik für Rinderkrankheiten und der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie des Rindes zu der heutigen Klinik für Rinder. Unter Leitung von Prof. Bollwein wurden weitere Schwerpunkte zu den heute mehr und mehr bedeutsamen Aspekten der weiblichen und männlichen Biotechnologie und der Bestandsmedizin gebildet, die auch in Zukunft eine fachlich profunde Betreuung der Rinderproduktion und Rinderzucht gewährleisten