Tiere haben viele verschiedene Anpassungen an lokale Umweltbedingungen entwickelt um ihre Fitness, d.h. ihre Überlebenswahrscheinlichkeit und ihren Fortpflanzungserfolg zu maximieren. Diese Strategien können sich zwischen Individuen in Populationen, Populationen innerhalb von Arten als auch zwischen nahe verwandten Arten unterscheiden und auf lange Sicht zu Divergenz und damit Artbildung beitragen. Neotropische Pfeilgiftfrösche der Familie Dendrobatidae unterscheiden sich z.B. in der Färbung, dem Verhalten (z.B. Territorialität, Partnerwahlverhalten, Persönlichkeit), ihrer Ökologie und ihrer Giftigkeit zwischen Populationen. Wir untersuchen u.a. ihre Strategien in Bezug auf die Vermeidung von Räubern. Einige Populationen sind auffälliger gefärbt und giftiger (aposematisch), während andere kryptisch gefärbt und ungiftig sind. Diese morphologischen Eigenschaften korrelieren mit Unterschieden im Verhalten, Unterschieden auf der molekularen und physiologische Ebene und ergeben zusammen ein Bild vom „Aposematischen Phänotyp“. Welche ökologischen Faktoren zu diesen Divergenzen geführt haben ist immer noch unbekannt und diese Frage soll in kommende Forschungsprojekte integriert werden.

Andere Gruppen von Amphibien sind gleichzeitig aposematisch und kryptisch gefärbt. Gelbbauchunken z.B. sind dorsal kryptisch gefärbt, besitzen aber eine sehr kontrastreiche gelb-schwarze Bauchseite als auch mit Giften gefüllte Hautdrüsen. Variationen zwischen Populationen sind weniger ausgeprägt, allerdings können Unken durch Umfärbung ihre dorsale Krypsis auf verschiedenen Untergründen maximieren. Diese Tiere leiden allerdings unter starken Populationsrückgängen aufgrund von Habitatverlust und Fragmentierung. Die Erforschung von molekularen als auch ökologischen Unterschieden bzw. ihre Anpassungen an verschiedene Lebensräume soll helfen diese bedrohte Art langfristig zu schützen.

Das Zusammenwirken von langfristigen Adaptationen (molekulare Fixierung) und plastische Reaktionen auf unterschiedliche Umweltbedingungen ist schwierig zu erfassen. Diese Interaktionen bilden die Basis für evolutive Veränderungen und müssen besser verstanden werden, auch im Hinblick auf das Anpassungsvermögen von Tieren an sich ändernde Umweltbedingungen.

Heike Pröhl
Heike Pröhl © Sönke Von den Berg
Apl. Prof. Dr. rer. nat. Heike Pröhl
Apl. Professorin
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Geno- und Phänotypen von aposematischen Pfeilgiftfröschen

Frogs
Frogs. © Heike Pröhl

Ökologie, Artenschutz und Populationsgenetik einheimischer Amphibien und Laubfrösche

Gelbbauchunke
Gelbbauchunke @ Heike Pröhl

Verhaltensökologie und Persönlichkeit bei Pfeilgiftfröschen

Pfeilgiftfrosch
Pfeilgiftfrosch. © Heike Pröhl

Methodenspektrum

Verhalten:

  • Verhaltensbeobachtungen im Freiland
  • Videoüberwachung von Verhalten im Labor
  • Bioakustische Aufnahmen, Auswertungen und Playbackexperimente
  • Partnerwahlexperimente

Ökologie:

  • Spektrometrische Vermessung von Substraten und Tieren
  • Farbanalysen und Visuelle Modellierung
  • Mark-Recapture Studien
  • Prädationsexperimente

Populationsgenetik:

  • PCR, Genotyping
  • Populationsgenetische Auswertungen mit Mikrosatelliten und SNPs
  • Phylogenetische Analysen basierend auf Gensequenzen

Molekulargenetik:

  • NGS: Differentielle Genexpression (RNASeq)
  • Real-time RT PCR

Das Team

Leitung: apl. Prof. Dr. rer. nat. Heike Pröhl

Dr. rer. nat Ariel Rodriguez

 

Doktorand*innen

Anaisa Cajigas Gandia

Vasiliki Mantzana Oikonomaki 

Juliane Monteiro (extern)

 

Masterstudent*innen

Mats Wiborg

Luca Kehrt

 

Bachelorstundent*innen

Khalaf Rasho

Lena Ullrich

Mona Hedrich

 

Alumni

Jasmin Kleißen

Ricardo Cossio

Dr. rer. nat. Beate Röll

Publikationen

Pröhl, H., Scherm, M. G., Meneses, S., Dreher, C. E., Meuche, I., & Rodríguez, A. (2019). Female-female aggression is linked to food defence in a poison frog. Ethology, 125(4), 222–231. https://doi.org/10.1111/eth.12848
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Riedner, D., Weißmann, A., Höppner, C., Buschmann, H., & Pröhl, H. (2019). Struktur und Entwicklung der größten Subpopulation der Gelbbauchunke (Bombina variegata) in Niedersachsen. Zeitschrift für Feldherpetologie, 26(1), 21–40. https://shop.laurenti.de/product_info.php?products_id=1065
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Rößler, D. C. ;, Lötters, S., Mappes, J., Valkonen, J., Menin, M., Lima, A. P., & Pröhl, H. (2019). These soles are made for warning: an uncommon case of aposematism in a Neotropical toad. In 14th Annual Meeting of the Ethologische Gesellschaft. https://www.etho-ges.de/wordpress/de/meetings/
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Rößler, D. C., Lötters, S., Mappes, J., Valkonen, J. K., Menin, M., Lima, A. P., & Pröhl, H. (2019). Sole coloration as an unusual aposematic signal in a Neotropical toad. Scientific Reports, 9(1: 1128). https://doi.org/10.1038/s41598-018-37705-1
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Sanchez, E., Pröhl, H., Lüddecke, T., Schulz, S., Steinfartz, S., & Vences, M. (2019). The conspicuous postmetamorphic coloration of fire salamanders, but not their toxicity, is affected by larval background albedo. Journal of Experimental Zoology / B, 332(1–2), 26–35. https://doi.org/10.1002/jez.b.22845
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Yang, Y., Blomenkamp, S., Dugas, M. B., Richards-Zawacki, C. L., & Pröhl, H. (2019). Mate choice versus mate preference: inferences about color-assortative mating differ between field and lab assays of poison frog behavior. The American Naturalist, 193(4), 598–607. https://doi.org/10.1086/702249
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