Ecology_UR
Goldbrauner Mausmaki, Trockenwald und Landschaft in Nordwest-Madagaskar, Betsiboka-Fluss. © Ute Radespiel

Wie passen sich Tiere mit Hilfe ihres Verhaltens und ihrer Lebensweise an ihre natürlichen Lebensräume an? Dies ist seit vielen Jahren eine zentrale Forschungsfrage in der Zoologie. Dabei ist sicher, dass alle Arten, die heute noch auf der Erde vorkommen, sehr gut angepasst sind, sonst wären sie bereits vor langem ausgestorben. Anpassung kann im Einzelfall zu ausgeprägter Spezialisierung oder auch zur Evolution von hoher Variabilität in Verhalten und Ökologie führen. Das Ausmaß der Variabilität kann dabei zwischen Individuen, auf der Ebene von Populationen oder auch zwischen Arten sehr verschieden sein. Wir untersuchen das Ausmaß und die Bedeutung dieser Plastizität in Verhalten und Ökologie auch im Hinblick auf die zunehmenden Veränderungen in den Lebensräumen. Wichtige Studienarten sind die nachtaktiven Lemuren und Kleinsäuger von Madagaskar, einem der wichtigsten Hotspots für Biodiversität auf der Erde. Hier findet sich eine außerordentlich hohe Zahl von Tier- und Pflanzenarten, die nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. Die Entstehungs- und Ausbreitungsgeschichte von Kleinlemuren auf der Insel zu verstehen bildet einen Schwerpunkt unserer molekularen Arbeiten. Die hohe Artenvielfalt ist jedoch zunehmend bedroht durch menschliche Eingriffe, wie Holzeinschlag, Brandrodung oder Jagd. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt besteht daher darin, die Folgen des Verlustes von Waldflächen und die damit verbundene zunehmende Zerstückelung von Lebensräumen für Lemuren und Kleinsäuger mit ökologischen, parasitologischen und molekularen Methoden zu untersuchen und praxisnahe Empfehlungen für den Artenschutz zu erarbeiten.

Radespiel_Profil
Ute Radespiel © Sönke von den Berg
Apl. Prof. Dr. rer. nat. Ute Radespiel
Apl. Professorin; Akademische Oberrätin
Telefon
+49 511 953-8430
Fax
+49 511 953-8586

Aktuelle Forschungsprojekte

Evolution von Biodiversität

Maki_UR1
Oben: Westlicher Wollmaki, Mausmaki mit Sender, Edward’s Wieselmaki, Unten: Goldbrauner Mausmaki, grauer Mausmaki, Mausmaki beim Ausstieg aus einer Falle. © Ute Radespiel

Flexibilität in Verhalten und Ökologie

Maki
Grauer Mausmaki © Ute Radespiel

Habitatfragmentierung und Naturschutz

Madagascar_UR1
oben: Luftbild von Bevazaha am Rand vom Ankarafantsika Nationalpark (ANP), fragmentierte Waldlandschaft in Anjiamangirana, unten: intakter Wald und degradierte Waldfläche im ANP. © Ute Radespiel

Methodenspektrum

Ökologie:

  • Fang-Wiederfang Methoden
  • Morphometrische Charakterisierung des Körperbaus
  • Systematische Wildtierzählungen
  • Vegetationskundliche Feldmethoden
  • Parasitologische Untersuchungen
  • GIS-basierte Analysen

Verhalten:

  • Radiotelemetrie von Kleinprimaten
  • Direkte Verhaltensbeobachtungen mit verschiedenen Techniken (z.B., focal sampling, scan sampling, 1/0 sampling)
  • Videographische Aufnahmesysteme zur Verhaltensbeobachtung von nachtaktiven Tieren
  • Standardisierte verhaltensexperimentelle Techniken (z.B. operationelle Konditionierung, open field Experimente, spontane Diskriminierungsleistungen)
  • Computergestützte Analyseverfahren von Verhalten (OBSERVER XT, Ethovision, Boris)

Molekulargenetisches Labor (S1):

  • Generierung und Analyse von verschiedenen molekularen Datensätzen (z.B. Mikrosatelliten, Sanger-Sequenzierung, NGS)
  • Bestimmung von Verwandtschaft und Vaterschaften bei Wildtieren
  • Bestimmung der genetischen Diversität von Individuen und Populationen
  • Analysen von Genfluss und Konnektivität von Populationen
  • Phylogeographische und phylogenetische Analysen
  • Demographische Analysen

Das Team

Leitung: Apl.Prof. Dr. rer. nat. Ute Radespiel

Doktorand*innen

Heike Lahusen
Misa M. Rasolozaka
Naina R. Rabemananjara
Tobias van Elst
Dominik Schüßler (extern)
Malcolm Ramsay (extern)

Masterstudierende

Jannes Meyer

Alumni

Helena Teixeira, PhD (Université de La Réunion, France)
Frederik Kiene, PhD (Clinic for Small Animals, University of Veterinary Medicine Hannover, Germany)
Sharon Kessler, PhD (Department of Psychology, University of Stirling, U.K.)
Dr. rer. nat. Philipp Hohenbrink (MDSS GmbH, Hannover, Germany)
Dr. Romule Rakotondravony (University of Mahajanga, Madagascar)
Dr. Bertrand Andriatsitohaina (Planet Madagascar & University of Mahajanga, Madagascar)
Gillian Olivieri, PhD (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, Switzerland)
Dr. Katerina Guschanski (School of Biological Sciences, University of Edinburgh, U.K.)
Caterina Marquès Gomila, MSc