
Wie passen sich Tiere mit Hilfe ihres Verhaltens und ihrer Lebensweise an ihre natürlichen Lebensräume an? Dies ist seit vielen Jahren eine zentrale Forschungsfrage in der Zoologie. Dabei ist sicher, dass alle Arten, die heute noch auf der Erde vorkommen, sehr gut angepasst sind, sonst wären sie bereits vor langem ausgestorben. Anpassung kann im Einzelfall zu ausgeprägter Spezialisierung oder auch zur Evolution von hoher Variabilität in Verhalten und Ökologie führen. Das Ausmaß der Variabilität kann dabei zwischen Individuen, auf der Ebene von Populationen oder auch zwischen Arten sehr verschieden sein. Wir untersuchen das Ausmaß und die Bedeutung dieser Plastizität in Verhalten und Ökologie auch im Hinblick auf die zunehmenden Veränderungen in den Lebensräumen. Wichtige Studienarten sind die nachtaktiven Lemuren und Kleinsäuger von Madagaskar, einem der wichtigsten Hotspots für Biodiversität auf der Erde. Hier findet sich eine außerordentlich hohe Zahl von Tier- und Pflanzenarten, die nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. Die Entstehungs- und Ausbreitungsgeschichte von Kleinlemuren auf der Insel zu verstehen bildet einen Schwerpunkt unserer molekularen Arbeiten. Die hohe Artenvielfalt ist jedoch zunehmend bedroht durch menschliche Eingriffe, wie Holzeinschlag, Brandrodung oder Jagd. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt besteht daher darin, die Folgen des Verlustes von Waldflächen und die damit verbundene zunehmende Zerstückelung von Lebensräumen für Lemuren und Kleinsäuger mit ökologischen, parasitologischen und molekularen Methoden zu untersuchen und praxisnahe Empfehlungen für den Artenschutz zu erarbeiten.

Aktuelle Forschungsprojekte
Evolution von Biodiversität
Methodenspektrum
Ökologie:
- Fang-Wiederfang Methoden
- Morphometrische Charakterisierung des Körperbaus
- Systematische Wildtierzählungen
- Vegetationskundliche Feldmethoden
- Parasitologische Untersuchungen
- GIS-basierte Analysen
Verhalten:
- Radiotelemetrie von Kleinprimaten
- Direkte Verhaltensbeobachtungen mit verschiedenen Techniken (z.B., focal sampling, scan sampling, 1/0 sampling)
- Videographische Aufnahmesysteme zur Verhaltensbeobachtung von nachtaktiven Tieren
- Standardisierte verhaltensexperimentelle Techniken (z.B. operationelle Konditionierung, open field Experimente, spontane Diskriminierungsleistungen)
- Computergestützte Analyseverfahren von Verhalten (OBSERVER XT, Ethovision, Boris)
Molekulargenetisches Labor (S1):
- Generierung und Analyse von verschiedenen molekularen Datensätzen (z.B. Mikrosatelliten, Sanger-Sequenzierung, NGS)
- Bestimmung von Verwandtschaft und Vaterschaften bei Wildtieren
- Bestimmung der genetischen Diversität von Individuen und Populationen
- Analysen von Genfluss und Konnektivität von Populationen
- Phylogeographische und phylogenetische Analysen
- Demographische Analysen
Das Team
Leitung: Apl.Prof. Dr. rer. nat. Ute Radespiel
Doktorand*innen
Heike Lahusen
Misa M. Rasolozaka
Naina R. Rabemananjara
Lena Seitz
Dominik Schüßler (extern)
Malcolm Ramsay (extern)
Masterstudierende
Lisa Brommenschenkel
Alumni
Tobias van Elst
Helena Teixeira, PhD (Department of Environmental Systems Science, ETH Zürich)
Frederik Kiene, PhD (Clinic for Small Animals, University of Veterinary Medicine Hannover, Germany)
Sharon Kessler, PhD (Department of Psychology, University of Stirling, U.K.)
Dr. rer. nat. Philipp Hohenbrink (MDSS GmbH, Hannover, Germany)
Dr. Romule Rakotondravony (University of Mahajanga, Madagascar)
Dr. Bertrand Andriatsitohaina (Planet Madagascar & University of Mahajanga, Madagascar)
Gillian Olivieri, PhD (Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, Switzerland)
Dr. Katerina Guschanski (School of Biological Sciences, University of Edinburgh, U.K.)
Caterina Marquès Gomila, MSc