Alternative Behandlungen gegen I. multifiliis

Im Kooperationsprojekt „Entwicklung alternativer, ökologisch unbedenklicher, effektiver und für Fische gut verträglicher Bekämpfungsstrategien gegen den Ziliaten Ichthyophthirius multifiliis ohne Einsatz von Therapeutika in Forellenhaltungen“ (AbiAqua) wurden verschiedene neue Ansätze zur Bekämpfung des einzelligen Parasiten I. multifiliis verfolgt. Der Parasit ist der Erreger der Weißpünktchenkrankheit und hat eine große ökonomische Bedeutung in der Teichwirtschaft. Der Parasit infiziert die Haut und die Kiemen von Süßwasserfischen, wobei diese eine schützende, adaptive Immunantwort gegen die Krankheit entwickeln können. Da in Deutschland keine Therapeutika zur Behandlung einer Infektion mit diesem Parasiten zugelassen sind, besteht ein Therapienotstand. Daher besteht im Sinne des Tierwohls und der Ökonomie in der deutschen Teichwirtschaft national wie international dringender Bedarf an neuen alternativen Ansätzen zur Eindämmung der Infektion und einer effektiven Verringerung der Mortalität. Im Rahmen dieses Projektes wurden alternative Behandlungsstrategien, die zu einer Reduktion der Parasiten und damit zu mehr Fischwohl und weniger Fischverlusten führen sollten, erprobt. Alle getesteten Methoden bzw. Substanzen wiesen eine gute Umweltverträglichkeit auf und hinterließen keine Rückstände im aquatischen Milieu.

Das Projekt wurde von der Abteilung Fischkrankheiten der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover geleitet (Projektleitung: Dr. Verena Jung-Schroers, Bearbeiter: Felix Teitge). Kooperationspartner waren die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Institut für Fischerei (IFI) (Ansprechpartner: Gregor Schmidt) sowie das Studien- und Projektbüro Kallert & Loy GbR (Ansprechpartner: Dr. Dennis M. Kallert).

Karpfen Ichthyo
Mit Ichthyophthirius multifiliis infizierter Karpfen
Verschiedene Entwicklungsstadien von I. multifiliis unter dem Mikroskop

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Grafik Impfung Ichthyo

Im Rahmen des Projekts AbiAqua konnten neue alternative Strategien zur Bekämpfung der Ichthyophthiriose entwickelt werden. Zum einen wurden Methoden der Transmissionsunterbrechung erfolgreich durchgeführt, zum anderen erwiesen sich zwei Impfstrategien als sehr vielversprechend.

Erstmalig konnten chemischen Stimuli identifiziert werden, die infektiöse Ichthyophthirius multifiliis Theronten zur Wirtsfindung und Wirtserkennung nutzen. Die spezifischen Reaktionen ließen sich dazu nutzen, die Schwärmer mittels natürlicher Substanzen zu ungerichtetem Wirtsfindeverhalten zu stimulieren und sie über deren Erkennungsreaktionen in Wirtsnähe an Oberflächen abzufangen. Daneben konnte mittels andauernder Aktivierung und dem damit erhöhten Energieverbrauch der Erregerstadien das Zeitfenster, in dem diese einen neuen Wirt aufgesucht haben müssen, entscheidend verkürzt und die Wirtsinvasion quantitativ minimiert werden. I. multifiliis Schwärmer zeigten nach Zugabe von Aktivierungskomponenten ins Wasser eine verminderte Fähigkeit zur Wirtserkennung. Eine signifikant erhöhte Mortalität der Transmissionsstadien konnte dabei sowohl durch Zugabe von Reinsubstanzen als auch durch Abfangen auf speziellen Fallen-Prototypen erzielt werden. Vom Fisch abgehende Stadien konnten zudem durch Abfangmatten wirkungsvoll entfernt werden. Die Impfung über eine Tauchbadvakzine mit formalininaktivierten I. multifiliis nach Vorbehandlung der Fische in einem Ultraschallbad und die Impfung durch eine intraperitoneale Injektion formalininaktivierter I. multifiliis erwiesen sich als wirksam. Es konnte demnach ein System entwickelt werden, das die Aufnahme des Impfstoffes über die Haut verbessert und so zu signifikant besseren Impferfolgen führt.

Die im Rahmen dieses Projektes entwickelten neuartigen Ansätze bieten klare Vorteile gegenüber der direkten Anwendung von Desinfektionsmitteln und Therapeutika in der Speisefischproduktion. Sie sind ökologisch unbedenklich, ökonomisch für den Teichwirt und einfach in der Handhabung. Durch die Entwicklung neuer Ansätze zur Eindämmung der wichtigsten Parasitose in der Aquakultur konnte ein wertvoller Beitrag zum Ausbau der ökologischen Produktion in Deutschland und zu einer Stärkung des Tierwohls in der Fischzucht geleistet werden.

Kontakt

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung

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30559 Hannover
Tel.: +49 511 953-8889
Fax: +49 511 856-953-8587
Abteilung Fischkrankheiten und Fischhaltung

Geschäftszimmer, Patricia Lowles
Montag bis Freitag: 9:00 - 12:00 Uhr

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Wegbeschreibung

Navi-Adresse: Bünteweg 17, 30559 Hannover

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von Norden/Westen/Osten

Auf dem Messeschnellweg (A37) Richtung Süden (Messe) fahren und an der Ausfahrt Bult den Schnellweg verlassen. Danach links abbiegen und dem Straßenverlauf Richtung Bemerode folgen. Der Bünteweg zweigt hinter der Eisenbahnunterführung nach links ab. Der TiHo-Tower befindet sich an der Ecke Bemeroder Straße/Bünteweg. Die Einfahrt zum Bünteweg 17 befindet sich vom TiHo-Tower aus nach etwa 600 Metern auf der rechten Straßenseite.

von Süden

Auf dem Messeschnellweg (A37) Richtung Celle an der Ausfahrt Bult rechts Richtung Bemerode abbiegen. Der Bünteweg zweigt hinter der Eisenbahnunterführung nach links ab. Der TiHo-Tower befindet sich an der Ecke Bemeroder Straße/Bünteweg. Die Einfahrt zum Bünteweg 17 befindet sich vom TiHo-Tower aus nach etwa 600 Metern auf der rechten Straßenseite.