Portrait Johann Adam Kersting
Johann Adam Kersting
© Carl Thies Nachf. (1928)

Die Anatomie ist eine Basisdisziplin der Tiermedizin. Sie wurde bereits in den Anfängen der Tierärztlichen Hochschule am Clevertor gelehrt. Unterrichtet wurden die damaligen Studierenden von dem Mitbegründer und ersten Direktor der damaligen Roßarzney-Schule, Johann Adam Kersting.

Alte Fotografie Gartenseite des Anatomischen und Pathologischen Instituts
Gartenseite des Anatomischen und Pathologischen Instituts
© Carl Thies Nachf. (1928)

Unter dem Lehrer für Anatomie, Histologie und Zoologie Heinrich Boether, Direktor der TiHo von 1886 bis 1924, wurde der Umzug vom Clevertor an den Bischofsholer Damm vollzogen. Ihm verdankt das Anatomische Institut die Einrichtung seiner Lehrsammlung. Außerdem gilt Boether als Begründer der anatomischen Forschung in Hannover.

Alte Fotografie des Demonstrationssaals mit Wandtafeln
Demonstrationssaal mit Wandtafeln
© Carl Thies Nachf. (1928)

Nach der Übernahme des Anatomischen Lehrstuhls 1924 durch Otto Zietzschmann wurde die Präparatesammlung wesentlich erweitert und ein umfangreicher Bestand von Unterrichtstafeln angelegt. Seine Forschungen veröffentlichte Zietzschmann unter anderem im „Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte der Haustiere", einem Standardwerk der Veterinärembryologie.

Alte Fotografie des ehemaligen Präpariersaals
Übungen im alten Präpariersaal des Anatomischen Instituts
© Carl Thies Nachf. (1928)

Von 1948 bis 1964 war Richard Nickel Direktor des Anatomischen Instituts. Er wandte sich verstärkt morphologisch-funktionellen Fragestellungen zu. Das über lange Jahre in vergleichenden Untersuchungen zur Topographie der verschiedenen Organe einschließlich ihrer Blutversorgung gesammelte, umfassende Wissen wurde ab 1954 gemeinsam mit August Schummer und Eugen Seiferle in dem mehrbändigen „Lehrbuch der Anatomie der Haustiere" niedergelegt. Dieses gilt, mehrfach neu aufgelegt, noch heute als Standardwerk.

Fotografie des Anatomischen Instituts um 1970
Anatomischen Institut um 1970
© Anatomisches Institut

1965 wurde Helmut Wilkens Direktor des Anatomischen Instituts. Als begeisternder Lehrer und durch seine wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der vergleichenden makroskopischen Anatomie der Haussäugetiere hat er den Stil der hannoverschen Veterinäranatomie über Jahrzehnte nachhaltig geprägt. Wilkens wurde Mitherausgeber des „Lehrbuchs der Anatomie der Haustiere". Gemeinsam mit Horst Schebitz publizierte er den „Atlas der Röntgenanatomie des Pferdes" und den „Atlas der Röntgenanatomie von Hund und Katze". 

Fotografie des Eingangs zu den neuen Präpariersälen
Eingang zu den neuen Präpariersälen
© M. Bewarder

Während seines Direktorats wurden die Arbeitsbereiche Mikroskopische Anatomie (1969) sowie Embryologie und angewandte Anatomie (1972) eingerichtet und mit Rudolf Schwarz und später Horst Wissdorf besetzt. In der „Mikroskopischen Anatomie" standen Untersuchungen an Haut, Haarkleid, Ovar, Uterus und Hypophyse im Vordergrund. Wissdorfs Schwerpunkt lag auf praxisorientierten Untersuchungen an Haus-, Heim-, Zoo- und Labortieren. Der Praxisbezug kommt in dem von ihm konzipierten Lehrbuch „Praxisorientierte Anatomie des Pferdes“ zum Ausdruck. Im Jahr 2002 erschien die stark – auch um die Propädeutik – erweiterte 2. Auflage. Nach der Emeritierung von Wilkens im Herbst 1991 übernahm Rudolf Schwarz die Institutsleitung.

1984 etablierte sich unter der Leitung von Klaus Pohlmeyer der Arbeitsbereich Anatomie des Geflügels und des heimischen Wildes, der seit 2005 dem Institut für Wildtierforschung der TiHo zugeordnet ist.

Fotografie der Lernsammlung des Anatomischen Instituts
Lernsammlung des Anatomischen Instituts
© M. Bewarder

Von September 1992 bis Juni 2007 war Helmut Waibl Direktor des Anatomischen Instituts. Er vertrat schwerpunktmäßig den Arbeitsbereich Anatomie und führte in der Forschung die traditionellen Gebiete des Institutes fort. Dazu gehörten die Darstellung der Topographie von Blutgefäßen parenchymatöser Organe und vor allem die klinisch angewandte Anatomie von Extremitätengelenken der Haustiere. Hier arbeitete er eng mit der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin zusammen. Ebenso überarbeitete er ausgewählte Kapitel im Lehrbuch „Anatomie der Haustiere“. Auch die Atlanten zur „Röntgenanatomie des Hundes bzw. der Katze" wurden neu herausgegeben. Als Chairman der Internationalen Nomenklaturkommission widmete er sich der Vereinheitlichung und Vereinfachung der allgemein gültigen anatomischen Fachausdrücke.

Im Oktober 1996 wurde Hagen Gasse auf die neu geschaffene Professur für „Funktionelle Anatomie" berufen. Seine Arbeitsgruppe befasste sich zunächst überwiegend mit Themen aus dem Sektor Endokrinologie und klinische Neurologie. Heute liegt sein Schwerpunkt vor allem im Bereich der veterinärmedizinischen Zahnheilkunde beim Pferd sowie auf einem Projekt zur Evaluierung lasergestützter Diagnostik- und Therapieverfahren am Stimmapparat. Für die Arbeiten zur Zahnheilkunde beim Pferd wurden Mitarbeiter aus dem Instituts für Kontinuumsmechanik der Leibniz Universität Hannover und aus der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Propädeutik und Werkstoffkunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gewonnen. Die Arbeiten am Stimmapparat sind Teil einer Studie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Außerdem besteht eine Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt/Main und dem Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit der TiHo.

Von August 1997 bis März 2009 wurde der Arbeitsbereich „Histologie und Embryologie“ von Wilfried Meyer geleitet. Seine Forschungsprojekte basierten auf modernen histologischen Methoden und der Nutzung von histochemischen Techniken (z. B. Lektin- und Immunhistochemie) unter Einbeziehung computergestützter 3-D Rekonstruktion von Geweben. Die Arbeiten am Säugetier-Integument wurden in veterinärmedizinischen Lehrbüchern (Anatomie von Hund und Katze, Praxisorientierte Anatomie des Pferdes) und in Fachbüchern zu Wildsäugern publiziert. So erschien 2002 ein REM-Atlas zur Haarkutikulastruktur mitteleuropäischer Wildtiere. Die Bedeutung der am Institut durchgeführten Hautforschung wurde auch anhand eines 2002 erfolgreich abgeschlossenen Projekts zur Walhaut deutlich, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wurde. Die Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven, der Technischen Universität Berlin, der Universität Leipzig und Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ermöglichte es, moderne Großgeräte gewinnbringend zu nutzen. Neben der Hautforschung an Haus- und Wildtieren bearbeitete er zudem die Struktur, Funktion und Entwicklung anderer Organsysteme (Skelettsystem und Blutgefäßsystem).
 

Fotografie des Live-Cell-Imaging-Systems
Live-Cell-Imaging-System
© AG Pfarrer

Seit September 2007 ist Christiane Pfarrer die Direktorin des Anatomischen Instituts. Sie vertritt den Arbeitsbereich Anatomie und forscht an Fragestellungen der Reproduktionsbiologie, Ihren Schwerpunkt legt sie dabei auf die Plazentation. Im Rahmen dieser Arbeiten etablierte sie im Anatomischen Institut neue Laboratorien für Zell- und Molekularbiologie sowie Zellkultur. Die Arbeiten ihrer Gruppe werden von verschiedenen Förderern wie der DFG, der Industrie oder Stiftungen unterstützt. Dem neu eingeführten Forschungsschwerpunkt stehen ein Live-Cell-Imaging System zur Langzeitbeobachtung von lebenden Zellen und ein Lasermikrodissektionssystem zur Verfügung, mit welchem nicht nur einzelne Zellen für weitergehende Analysen sondern auch zur Weiterkultur ausgeschnitten werden können. Es bestehen internationale Kooperationen mit den Universitäten von Kopenhagen (Dänemark), Sao Paulo (Brasilien) und der Texas A&M University (USA) sowie Forschungsinstituten wie dem Institut National de la Recherche Agronomique in Jouy en Josas, Frankreich.

Der Arbeitsbereich „Histologie und Embryologie“ wird seit Oktober 2009 mit der neuen Denomination „Funktionelle Histologie und Zellbiologie“ von Ralph Brehm geleitet. Der Forschungsschwerpunkt seiner Arbeitsgruppe ist Reproduktionsmedizin. Seine Forschungsprojekte beschäftigen sich vor allem mit der direkten Zell-Zell-Kommunikation über Connexine im Hoden verschiedener Spezies, der Rolle dieser Gap Junction-Proteine in der normalen Spermatogenese und mit der Relevanz von Connexin43 in der Pathogenese caniner und humaner Hodentumore. Genutzt werden sowohl funktionelle, transgene Tiermodelle als auch ein breites, zell- und molekularbiologisches Methodenspektrum. Die Arbeiten werden von der DFG gefördert; hervorzuheben ist hier das Projekt „Effects of a Sertoli cell specific knockout of the connexin43-gene on the regulation of spermatogenesis in transgenic mice using the Cre/loxP-recombination system“, welches im Rahmen einer klinischen Forschergruppe der DFG bearbeitet wird. Es bestehen zahlreiche Kooperationen mit Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland.