Watersafe: Projekt zur Verbesserung der Wasserqualität in Ferkelaufzuchtställen

Hintergrund des Projektes

Anlagerungen von Bakterien, die eine extrazelluläre Matrix bilden und dadurch wiederum neuen Bakterien eine günstige Umgebung für eine Ansiedlung bieten. Innerhalb kurzer Zeit entstehen auf diese Weise komplexe Ökosysteme in Wasserreservoiren und Leitungen. In Tränken nahen Leitungsabschnitten lassen sich häufig Bakterien finden, die ihren Ursprung im Tier haben, da es durch den Kontakt der Tiere zur Tränke zur aufsteigenden Besiedlung des Leitungssystems mit Keimen kommen kann. Über die Bedeutung von Leitungsbiofilmen für die Tiergesundheit ist bisher wenig bekannt. Landwirte berichten häufig von Verbesserungen der Tiergesundheit oder auch dem Verschwinden bestimmter Krankheitsbilder, wenn sie das Wasser hygienisiert haben. Es wird vermutet, dass Leitungsbeläge sich in größeren Stücken ablösen, vom Tier beim Trinken aufgenommen und dann die Tiergesundheit beeinträchtigen können. Es liegt die Vermutung nahe, dass insbesondere Aufzuchtferkel in der sensiblen Phase nach dem Absetzen empfindlich dafür sind, wenn sie Biofilme aufnehmen. Für krankmachende E.-coli-Stämme oder auch Salmonellen, die sich in Leitungsbelägen einnisten können, kann von einer Gesundheitsbeeinträchtigung ausgegangen werden. Grundsätzlich kann eine unzureichende Wasseraufnahme durch die Tiere aufgrund technischer Mängel oder einer geringeren Schmackhaftigkeit durch z.B. Biofilmbildung in den Leitungen anderen Krankheiten Vorschub leisten (z.B.  Ohr- und Schwanzveränderungen, Durchfall).

Landwirte versuchen, das Risiko zu minimieren, indem sie die Wasserleitungen vor dem Einstallen der Ferkel „kaltlaufen“ lassen, d.h. sie betätigen die Tränken so lange, bis das durch die Umgebungstemperatur (warmer Stall!) angewärmte und abgestandene (Leerstehzeit/Serviceperiode) Wasser sich wieder kalt und frisch anfühlt.

Innovationsidee und Lösungsansatz

In diesem Projekt soll ein neues Tränkwasserleitungsreinigungskonzept für Ferkelaufzuchtbetriebe in zwei Aufzuchtställen etabliert und für die Praxis getestet werden. Das System, das zuvor in einem Gemeinschaftsprojekt entwickelt und unter Laborbedingungen erprobt wurde, wurde technisch weiterentwickelt und soll jetzt im Feld zum Einsatz kommen. Wasserleitungen sollen gereinigt werden, potenzielle Salmonellenreservoire in den Leitungen sollen zerstört werden, eine mögliche Endotoxinbelastung des Tränkwassers soll reduziert werden. Sofern Ohr- und Schwanzveränderungen mit einer Endotoxinbelastung aus der Leitung im Zusammenhang stehen, soll eine Besserung des Krankheitsbildes erreicht werden. Die innovative Tränkwasserleitungsreinigung erfolgt durch eine Kombination physikalischer und chemischer Effekte: Zum Einsatz kommen eine neu entwickelte, mobile Spüleinrichtung und eine neue Substanz aus Weinsäure und katalytischen Additiven, die eine hohe Wirksamkeit gegen Biofilme aufweist und auch die Erbsubstanz von Erregern zerstört. Die Reinigungssubstanz ist für Mensch und Tier unschädlich und belastet die Umwelt nicht. Ein großer Vorteil ist, dass bakterielle Gene zerstört werden, die für Antibiotikaresistenzen kodieren. Die Effekte des Konzeptes werden auf jedem Betrieb in drei Aufzuchtdurchgängen gemessen und bewertet.

Bewertung des Reinigungsverfahrens

Hauptzielparameter sind bei der Bewertung des Reinigungsverfahrens der Gesundheitszustand und das Wachstum der Ferkel. Beides wird vergleichend in zwei baugleichen Abteilen auf jedem Betrieb bewertet. In einem Abteil, in dem das Leitungssystem nicht behandelt wird, wird die Kontrollgruppe untergebracht. In dem anderen Abteil erfolgt vor jeder Einstallung eine Leitungsreinigung mit dem neuen Konzept. Die Ferkel werden in beiden Abteilen zur Ein- und zur Ausstallung gewogen und die Tageszunahmen gemessen. Es werden in regelmäßigem Abstand alle Tiere während der Aufzucht auf Erkrankungen untersucht. Die Erfassung von Hautveränderungen und Durchfall hat dabei die größte Bedeutung. Der Reinigungseffekt wird anhand von Wasserproben und der Beurteilung der inneren Oberflächen der Leitungen abgeschätzt. Unspezifische Stress- und Entzündungszustände, die sich noch nicht klinisch bemerkbar machen, werden anhand von Blut- und Speichelparametern erfasst (u.a. Akute-Phase-Proteine).

Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete mit der Maßnahme:

Europäische Innovationspartnerschaft

Mit dieser Maßnahme wird die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Wissenschaft unterstützt. Ziel ist die Durchführung von Projekten, die zu Innovationen und einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft führen.

Das Projekt wird durch ELER -Europa für Niedersachsen - Förderung für den ländlichen Raum- unterstützt. 

Mitglieder der Operationellen Gruppe:

  • Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Außenstelle für Epidemiologie in Bakum, Prof. Isabel Hennig-Pauka (Koordinator)
  • Landwirtschaftlicher Betrieb A+B Ferkel GbR Bernd Overmann
  • Landwirtschaftlicher Betrieb Josef Willenborg
  • Aumann Hygienetechnik, Goldenstedt
  • ConVet GmbH & Co. KG, Monheim

 

Laufzeit

  • 2021 bis 2022
Prof. Dr. Isabel Hennig-Pauka
Leiterin
Telefon
+49 511 953-7833
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Ferkel im Stall
Blick in ein Versuchsabteil mit Aufzuchtferkeln (Foto: Hennig-Pauka)
Reinigungswagen
Reinigungsanlage der Firma Aumann Hygienetechnik (Foto: Hennig-Pauka)