Bewegungsstörungen bei Hund und Katze: international einheitliche Bezeichnungen definiert

Fachleute aus der Veterinärneurologie haben sich in einer internationalen Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, um die Klassifikation von Bewegungsstörungen bei Hund und Katze zu vereinheitlichen. Bisher verwendete Definitionen aus der Humanmedizin sind für die Veterinärmedizin unzureichend.

laufender Hund im Wald
© Tadeusz Lakota, unsplash.com

Hunde und Katzen können unter verschiedenen Bewegungsstörungen leiden. Trotz vieler Forschungsaktivitäten, gibt es auf diesem neuen Gebiet in der Veterinärmedizin bisher keine einheitliche Terminologie. Um die Kommunikation in Forschung und Praxis zu vereinheitlichen und zu präzisieren, veröffentlichte ein internationales Forschungsteam unter dem Dach des European College of Veterinary Neurology (ECVN) jetzt im Journal of Veterinary Internal Medicine eine einheitliche Terminologie mit Definitionen und Erläuterungen.

„Ohne standardisierte Terminologie- und Klassifizierungsschemata, die speziell für Patienten in der Veterinärmedizin zugeschnitten sind, ist es schwierig, die verschiedenen Bewegungsstörungen zu vergleichen und sich innerhalb der Tiermedizin kompetent auszutauschen“, erklärt Professor Dr. Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und einer der Initiatoren der Arbeitsgruppe. In Berichten und Studien über Bewegungsstörungen bei Hunden griff die veterinärmedizinische Wissenschaft bisher meist auf Begriffe aus der Humanmedizin zurück. Professorin Dr. Andrea Tipold, Klinik für Kleintiere der TiHo und Associate Editor des Journal of Veterinary Internal Medicine, fügt hinzu: „Da Bewegungsstörungen bei Menschen und Hunden unterschiedliche Pathophysiologien und Auslöser haben, können die Sachverhalte mit der Terminologie und den Klassifizierungsschemata aus der Humanmedizin nicht treffend genug beschrieben werden. Menschen und veterinärmedizinische Patienten haben eine unterschiedliche Anatomie und entsprechend unterschiedliche Gelenksbewegungen. Folglich unterscheidet sich auch das klinische Erscheinungsbild bei Bewegungsstörungen.“ Professorin Dr. Veronika Stein, Präsidentin des ECVN, lobte die Leistung der Arbeitsgruppe: „Mit dieser hervorragenden Ausarbeitung steht uns jetzt eine einheitliche ‚Sprache‘ für neurologische Erkrankungen zur Verfügung. Es hätte keine bessere Thematik geben können, um erstmals unter der Schirmherrschaft des ECVN einen Konsensus zu erarbeiten.“

Die Definitionen sind ein erster Schritt. Neue Forschungsergebnisse zu Bewegungsstörungen bei Hund und Katze können jetzt auf dieser Grundlage kommuniziert werden und in Therapie-Empfehlungen einfließen.

European College of Veterinary Neurology
Das European College of Veterinary Neurology (ECVN) ist ein europaweiter Zusammenschluss von Spezialistinnen und Spezialisten für Veterinärneurologie. Das ECVN bietet eine standardisierte postgraduale äußerst anspruchsvolle Fortbildung an, die nach einer erfolgreichen Prüfung mit dem Erwerb des Titels Diplomate abschließt.

Die Originalpublikation
International veterinary canine dyskinesia task force ECVN consensus statement: Terminology and classification
Sofia Cerda‐Gonzalez, Rebecca A. Packer, Laurent Garosi, Mark Lowrie, Paul J. J. Mandigers, Dennis P. O'Brien, Holger A. Volk
Journal of Veterinary Internal Medicine
http://doi.org/10.1111/jvim.16108

Kontakt
Prof. Dr. Holger Volk
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Klinik für Kleintiere
Tel.: +49 511 953-6202
holger.volk@tiho-hannover.de

Prof. Dr. Andrea Tipold
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Klinik für Kleintiere
Tel.: +49 511 953-6411
andrea.tipold@tiho-hannover.de