Gut gebrüllt, Kätzchen!

Katzen zeigen geschlechtsspezifische Reaktionen – je nach Dringlichkeit der Jungtierlaute

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Kätzinnen reagierten um zehn Prozent schneller auf Katzenlaute die in Kontexten starker Erregung aufgenommen wurden. Foto: M. Scheumann

Wissenschaftlerinnen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) untersuchten, ob Katzen die emotionale Erregung von Katzenjungen anhand ihres Miauens erkennen können und ob die übliche rein mütterliche Aufzucht der Jungtiere zu unterschiedlichen Verhaltensreaktionen bei weiblichen und männlichen Elterntieren führt. Ihre Ergebnisse erscheinen am 12. August im Fachmagazin BMC Evolutionary Biology.

Für die aktuelle Studie beobachteten Dr. Marina Scheumann aus dem Institut für Zoologie der TiHo und Dr. Wiebke Konerding der Forschungsabteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der MHH, neun Kater und acht Kätzinnen, während sie ihnen Miauen von wenig erregten und stark erregten Katzenjungen vorspielten. Die Hälfte der Kätzinnen hatte bereits Erfahrung mit eigenen Nachkommen. In einer vorherigen Untersuchung hatte das Forscherteam bereits herausgefunden, dass sich Dauer und Tonhöhe mit der Dringlichkeit der Hilfebedürftigkeit verändern. Als sie die Rufe, die sie vorher aufgezeichnet hatten, den Katzen vorspielten, reagierten Kätzinnen anders als Kater – je nachdem wie dringend das Miauen der Katzenjungen klang.

„Erstaunlicherweise reagierten Kätzinnen um zehn Prozent schneller auf Katzenlaute die in Kontexten starker Erregung aufgenommen wurden, während Kater die gleiche Reaktion zeigten wie auf gering erregte Kätzchenlaute“, erklärt Wiebke Konerding. Kätzinnen sind also fähig, auf den Bedürftigkeitsgrad von Katzenbabies zu reagieren, unabhängig davon, ob sie bereits Erfahrungen mit Nachwuchs hatten oder nicht. Dabei erkennen sie durch Wechsel der Stimmlage und Dauer der Rufe, wie dringend sie eingreifen müssen. Dr. Marina Scheumann sagt: „Die Ergebnisse zeigen, dass das geschlechtsspezifische Aufzuchtverhalten einen Einfluss auf die Reaktion auf Jungtierlaute hat. Es bleibt weiterhin zu untersuchen, ob dies auf geschlechtsspezifische Aktivierungsmuster des Gehirns zurückzuführen ist oder durch unterschiedliche Motivation erklärt werden kann.“

Kontakt
Dr. Marina Scheumann
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Institut für Zoologie
Tel.: +49 511 953-8750
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