Chirurgie und Orthopädie

In der chirurgischen Abteilung werden alle Patienten mit Lahmheiten, Zahnerkrankungen und mit Erkrankungen, die durch eine Operation behandelt werden können, versorgt. Tierärztinnen und Tierärzte, die sich auf die Gebiete Chirurgie und Orthopädie spezialisiert haben sowie eine moderne Ausstattung bieten Ihnen eine umfassende und sorgfältige Diagnostik und Behandlung Ihres Pferdes. Zur Notfallversorgung Ihrer Pferde sind wir jederzeit auch mit spezialisierten Chirurgen für Sie verfügbar.

Team Chirurgie und Orthopädie

Orthopädie und Sportmedizin

Sorgfältige Lahmheitsuntersuchung auch mit sensorgestützter Ganganalyse
Sorgfältige Lahmheitsuntersuchung auch mit sensorgestützter Ganganalyse

Diagnostik bei Lahmheiten, Rittigkeitsproblemen und Rückenerkrankungen

  • Für die Untersuchung stehen Untersuchungsbahnen sowie eine Reithalle und ein Ebbe-Flut-Außenplatz zur Verfügung.
  • Zur objektiven Erfassung und Dokumentation der Lahmheit werden u.a. der Lameness Locator® und das System Sleip verwendet.
  • Untersuchungen auf dem Hochgeschwindigkeitslaufband sowie die Beurteilung durch einen Klinikreiter sind möglich.
  • Zur weiterführenden Diagnostik stehen moderne bildgebende Verfahren wie auch MRT (3Tesla) und CT zur Verfügung (Link Bildgebung):
Herstellen von plättchenreichem Blutplasma (PRP) und Anfertigung orthopädischer Hufbeschläge
Herstellen von plättchenreichem Blutplasma (PRP) und Anfertigung orthopädischer Hufbeschläge

Therapie

  • Durch unsere klinikeigene Schmiede werden normale und individuell angepasste orthopädische Beschläge angepasst.
  • Behandlungen mit regenerativen Produkten (z. B. PRP, ACP, IRAP®, Mesenchymale Stromazellen) bei Sehnen- und Bandschäden sowie Gelenkerkrankungen können vor Ort vorgenommen werden. 
  • Chirurgische Therapien wie z.B. Gelenk- und Knochenoperationen

Arthroskopie - Gelenkoperation

Knochenfragment („Chip“) im Fesselgelenk
Knochenfragment („Chip“) im Fesselgelenk
  • Minimalinvasive Eingriffe, wie die Arthroskopie (Gelenkspiegelung, z.B. zur Entfernung von Knochen-Knorpel-Chips“), und die Bursoskopie (Schleimbeutelspiegelung, z.B. des Hufrollenschleimbeutels) dienen der Diagnostik und Therapie von vielen verschiedenen Krankheitsbildern und werden in unserer Klinikregelmäßig und nach höchstem wissenschaftlichen Standard durchgeführt.
  • Infizierte Gelenke und Sehnenscheiden sind lebensbedrohlich und werden daher immer als Notfall eingestuft und schnellstmöglich behandelt bzw. operiert.

Tendovaginoskopie - Sehnenscheidenspiegelung

Wenn eine vermehrte Füllung der Sehnenscheide („Galle“), z.B. im Bereich des Fesselkopfes, zur Entstehung einer Lahmheit beiträgt, führen wir eine sorgfältige Untersuchung mittels Ultraschall und Kontrastradiographie durch. Häufig ergeben sich dann bereits Hinweise auf einen Sehnenschaden innerhalb der Sehnenscheide. Im Rahmen einer minimalinvasiven Sehnenscheidenspiegelung (Tendovaginoskopie) wird der Schaden dann unter Sichtkontrolle geglättet und aufgefaserte Sehnenanteile werden entfernt, damit die Sehnenscheidenentzündung abklingen kann. 

Sehnenscheidengalle mit Fesselringband-Syndrom
Sehnenscheidengalle mit Fesselringband-Syndrom
Sehnenscheidenspiegelung in Narkose
Sehnenscheidenspiegelung in Narkose
Endoskopische Durchtrennung des Fesselringbandes
Endoskopische Durchtrennung des Fesselringbandes

Fesselringband-Syndrom

Bei länger bestehenden Sehnenscheidenentzündungen kann es zum Fesselringbandsyndrom kommen, das durch eine charakteristische „sanduhrförmige“ Einziehung der Körperkontur oberhalb der Hinterseite des Fesselkopfes gekennzeichnet ist. Wenn das Fesselringband den Gleichbeintunnel, durch den die Sehnen verlaufen, einengt, sollte es chirurgisch durchtrennt werden. Dieser Eingriff erfolgt in unserer Klinik ebenfalls minimalinvasiv im Rahmen der Sehnenscheidenspiegelung unter Sichtkontrolle.

Knochenzysten

„Knie-Zyste“ behandelt mit Zugschraube
„Knie-Zyste“ behandelt mit Zugschraube

Eine „Knochenzyste“ (subchondrale zystenähnliche Läsion) ist ein rundlicher Substanzverlust im Knochen, meist in Gelenknähe.  Sie kann zu Lahmheit und Arthrose des anliegenden Gelenks führen. Wenn als Lahmheitsursache eine Knochenzyste nachgewiesen wird, kann sie z.B. durch arthroskopisch gestützte Maßnahmen oder das Einbringen einer Schraube behandelt werden. Die Schraube neutralisiert ungünstige Kräfte im betroffenen Knochen. Dadurch wird die Bildung von Ersatzknochen in der Zyste begünstigt. 

Frakturversorgung

Frakturen des Fesselbeins und des Ellenbogenknochens nach interner Fixierung mit Schrauben bzw. Platte und Schrauben
Frakturen des Fesselbeins und des Ellenbogenknochens nach interner Fixierung mit Schrauben bzw. Platte und Schrauben

Versorgung von Knochenbrüchen (Frakturen)

Viele Knochenbrüche können bei Pferden erfolgreich behandelt werden. Eine genaue und schnelle Einschätzung der therapeutischen Möglichkeiten gewährleisten wir durch digitales Röntgen und CT (Computertomographie). Die chirurgische Stabilisierung einer Fraktur ist mit speziell für Pferde geeigneten Platten (Verriegelungsplatten, LCP-System) und Schrauben auch in vielen komplizierten Fällen möglich. Für die Fälle, die konservativ (ohne Operation) therapiert werden, bieten wir die Möglichkeit eines intensiven Schmerzmanagements im Zusammenhang mit immobilisierenden Maßnahmen wie Cast-Verbänden und Schienen und der Aufstallung in der Box mit Tier-Berge-und Transportnetz an.

Arthrose des Krongelenks (Schale) vor und nach Gelenkversteifung (Arthrodese)
Arthrose des Krongelenks (Schale) vor und nach Gelenkversteifung (Arthrodese)

Arthrodese (Gelenkversteifung)

Bei fortgeschrittener Arthrose oder Ausrenkung (Sub-Luxation), z.B. vom Krongelenk, kann es erforderlich sein, das Gelenk chirurgisch mit Implantaten zu versteifen, d.h. stillzulegen. Dies ist ein aufwendiger Eingriff, der bei gutem Verlauf zu nachhaltiger Linderung der Schmerzen führt.

Griffelbein-Operationen

Überbein am Griffelbein vor und nach Entfernung
Überbein am Griffelbein vor und nach Entfernung

Eine Fraktur oder ein Überbein im Bereich des Griffelbeins können zu einer Lahmheit führen. Das Ausmaß und mögliche Begleitschäden am benachbarten Fesselträger oder Röhrbein überprüfen wir präzise mit bildgebender Diagnostik, um die passende Therapie und den richtigen Zeitpunkt für eine etwaige Operation zu bestimmen. Diese kann in einer Teil-Entfernung des Griffelbeins und im Einzelfall auch in einer Stabilisierung mit Platten und Schrauben bestehen.

Hufchirurgie

Viele Erkrankungen des Pferdehufes lassen sich durch chirurgische Eingriffe am stehenden Pferd unter örtlicher Schmerzausschaltung effektiv behandeln. Dies erfordert eine gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Tierarzt und Hufbeschlagschmied. Unsere klinikeigene Hufbeschlagsschmiede bietet dazu optimale Voraussetzungen.

Bild eines betroffenen Hufes
Bild eines betroffenen Hufes

Der Hufabszess („Hufgeschwür“) ist eine der häufigsten Lahmheitsursachen des Pferdes. Eine frühzeitige und angemessene Therapie ist unerlässlich, um die Schmerzen des Pferdes schnell zu lindern, eine mögliche Schädigung des benachbarten Knochens (Hufbein) zu vermeiden und Rückfälle zu verhindern. Wir bieten auch die Sanierung wiederkehrender, und ausgedehnter Hufabszesse sowie infizierter Hornsäulen an.

Hornspalt vor und nach Therapie
Hornspalt vor und nach Therapie

Bei einem Hornspalt sind manchmal nur oberflächliche Hufschichten, nicht selten aber auch die sensible Huflederhaut mitbetroffen. Es kann sogar zu Blutungen und Infektionen kommen. Die Therapie richtet sich nach möglichen Ursachen sowie Art und Ausprägung des Hornspaltes. Durch eine angemessene Hufzubereitung in Verbindung mit einem orthopädischen Hufbeschlag über mehrere Beschlagsperioden lässt sich eine Neuentstehung von Hornspalten meist vermeiden.

Huf mit Strahlkrebs und Deckelhufeisen
Huf mit Strahlkrebs und Deckelhufeisen

Als „Hufkrebs“ bezeichnet man eine Erkrankung, die mit einer chronischen Störung der Hufhornbildung einhergeht und zumeist im Bereich des Strahls („Strahlkrebs“) beginnt. Die Erkrankung tritt bei Kaltblutpferden aber auch bei leichteren Pferden an einer oder mehreren Gliedmaßen auf. Die Therapie erfordert neben der Gabe von Medikamenten eine Entfernung aller erkrankter Hornanteile am stehenden Pferd oder in Allgemeinanästhesie. Es schließt sich eine längerfristige örtliche und medikamentöse Behandlung an, die durch das Anbringen eines Deckelhufeisens erleichtert wird.

Verletzungen, Nageltritt und chronische Wunden

Frische Wunden

Pferde verletzen sich häufig im Bereich der Gliedmaßen und am Kopf. Eine zeitnahe Versorgung und der Ausschluss von Gelenkseröffnungen und Knochenbrüchen sind dabei entscheidend. Die Abklärung erfolgt mittels Punktion, Laboruntersuchung und Bildgebung. Die Therapie der Wahl ist die schnellstmögliche Behandlung der betroffenen Struktur. Die chirurgische Rekonstruktion der Wunde wird je nach Fall am stehenden Pferd oder in Narkose vorgenommen.

Verletzung vor und nach chirurgischer Versorgung
Verletzung vor und nach chirurgischer Versorgung
Anlegen eines Verbands
Anlegen eines Verbands
Chirurgische Versorgung einer Verletzung im Bereich des Geburtskanals
Chirurgische Versorgung einer Verletzung im Bereich des Geburtskanals

Während der Geburt kann es bei der Stute zu Verletzungen im Bereich des Geburtskanals kommen. Diese sind nur selten lebensbedrohlich, jedoch führen sie bei ausbleibender Behandlung zu Inkontinenz und Unfruchtbarkeit. Die chirurgische Versorgung kann meist am stehenden Patienten durchgeführt werden.

Schlecht heilende Wunden

Wenn Wunden stark verschmutzt, bereits mehrere Tage alt sind oder ein starker Gewebeverlust vorliegt, kann in vielen Fällen durch erneute Auffrischung des Wundbereichs und spezieller chirurgischer Techniken doch noch erfolgreiche Wundheilung erzielt werden. In diesen Fällen setzen wir die vakuumassistierte Wundtherapie, ein Hydroskalpell, Hauttransplantationen und –plastiken sowie angemessene Formen der Ruhigstellung ein.

Wundbehandlung mit Unterdrucksaugdrainage
Wundbehandlung mit Unterdrucksaugdrainage

Nageltritt

Unter dem Begriff „Nageltritt“ versteht man Stichverletzungen im Bereich der Hufunterseite durch einen spitzen Fremdkörper wie z.B. einen Nagel, eine Schraube oder Glasscherbe. Je nach Stichrichtung kann z.B. der Hufrollenschleimbeutel dabei eröffnet werden, sich infizieren und so ein lebensbedrohlicher Zustand entstehen. Die Anwendung der Schnittbildtechniken MRT und CT in unserer Klinik erleichtert die schnelle und genaue Einschätzung des Schadens. So kann zeitnah eine angemessene Therapie wie z.B. eine Bursoskopie (Schleimbeutelspiegelung) eingeleitet werden. 

Nageltritt mit Beteiligung des Hufrollenschleimbeutels und der Tiefen Beugesehne (links) bzw. der Fesselbeugesehnenscheide (rechts)
Nageltritt mit Beteiligung des Hufrollenschleimbeutels und der Tiefen Beugesehne (links) bzw. der Fesselbeugesehnenscheide (rechts)