Wisent, Seehund auf Sandbank, Hirsch im Wald, Seehund beim Sprung ins Wasser

Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung

Zum 01. Juli 2011 wurde an der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover das neue Institut Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung“ (ITAW) gegründet. Mitarbeiter der ehemaligen Arbeitsgruppe „Ökologie Mariner Säugetiere“ des Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Christian-Albrechts-Universität Kiel in Büsum gingen mit Frau Prof. Dr. Ursula Siebert an die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover über. Die Kollegen des An-Institutes für Wildtierforschung (IWFo) in Hannover folgten am 01. Januar 2012, so dass nun beide Institutsteile in die TiHo integriert sind.

Die Arbeitsgruppe „Ökologie Marine Säuger“ pflegte bereits eine enge Zusammenarbeit mit den Instituten für Pathologie und Toxikologie der TiHo im Rahmen von Untersuchungen an tot aufgefundenen Meeressäugern. Als weitere Expansionsbestrebungen der Arbeitsgruppe unter den gegebenen Rahmenbedingungen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel nicht realisierbar waren und es gleichfalls Bestrebungen gab das An-Institut für Wildtierforschung als Institut in die Tierärztliche Hochschule zu integrieren lag eine Fusion beider Arbeitsgruppen nahe. Zumal für die terrestrische und aquatische Wildtierforschung viele Methoden in der Freilandforschung wie Monitoring, Bestandserfassung, Anwendung Geographischer Informationssysteme und Untersuchungen zum Gesundheitszustand bei Wildtieren sich sehr ähneln. Inhaltliche Fragestellungen zu Themen der Populationsgrößen und -verteilungen, Auswirkungen anthropogener Störeinflüsse auf Ökosysteme sowie Management von Wildtierpopulationen und Tier-Mensch-Interaktionen sind wesentliche Bestandteile der Forschung beider Arbeitsgruppen. Durch enge methodische Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung ergänzen sich die Mitarbeiter beider Institutszweige.

Die Projekte des ITAW werden derzeit beinahe ausschließlich aus Drittmitteln finanziert. Dank des hohen Engagements von Heinz Gerdemann, den langjährigen Vorsitzenden des „Vereins der Förderer des Instituts für Wildtierforschung e.V.“, konnte das IWFo seit Jahren mit einer hohen finanziellen Unterstützung des Fördervereins rechnen. Der Verein der Förderer des Instituts für Wildtierforschung wird weiterhin die wildbiologische Forschung unterstützen.
 

Institut für Wildtierforschung (IWFo)

Der Tierarzt und Honorarprofessor Dr. Hans Schulze gründete das Institut für Wildtierforschung 1969 in Privatinitiative in Ahnsen im Landkreis Gifhorn.

Anfangs standen v.a. Praxisbezug und nachhaltige Jagdausübung im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten über heimische Wildtiere. Der Erhalt der Wildtierlebensräume in der sich stetig durch den Mensch verändernden Kulturlandschaft stand und steht noch heute im Vordergrund. Ein weiterer wesentlicher Aspekt für die Gründung des Instituts war unzweifelhaft die von Prof. Dr. H. Schulze erkannte sinnvolle Verknüpfung der wissenschaftlichen Disziplinen Veterinärmedizin und Wildbiologie. Aus heutiger Sicht muss auf die vorausschauenden und erfolgreichen Bemühungen von Prof. Dr. H. Schulze hingewiesen werden, die Wildbiologie in die Veterinärmedizin als neues Forschungsfeld eingebracht und an der Tierärztlichen Hochschule Hannover etabliert zu haben. Die wissenschaftlichen Arbeiten am IWFo wurden schon frühzeitig durch das finanzielle Engagement des Fördervereins sichergestellt.

Zunächst lag der Fokus u.a. auf Untersuchungen zum Einfluss von landwirtschaftlichen Chemikalien auf das Niederwild (Ökotoxikologie) und auf ersten telemetrischen Untersuchungen beim Reh- und Damwild (Fernübertragung von EKG, Herzfrequenz). Des Weiteren wurden ethische Gesichtspunkte zur Vereinbarkeit von Tierschutz und Jagd und zum tierschutzgerechten Töten auf der Jagd betrachtet.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Brass (seit 1977) wurde das Institut im Jahr 1980 aufgrund erbrachter wissenschaftlicher Leistungen an die Tierärztliche Hochschule als „An-Institut" angegliedert. Mit diesem Vertrag erfolgte die Anerkennung des IWFo als wissenschaftliche Institution und die Einbindung als universitäre Einrichtung, die sich u.a. darin manifestierte, dass die ehrenamtliche Leitung des IWFo grundsätzlich einem Professor der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover oblag. Darüber hinaus wurde vom Senat der Hochschule ein wissenschaftlicher Beirat für das Institut - bestehend aus drei Professoren - berufen. Als wichtigste Auftraggeber sind die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. und das Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium zu nennen, die wissenschaftliche Projekte des Instituts aus Verbandsmitteln und Mitteln der Landesjagdabgabe schon seit den 1970er Jahren förderten und auch heute noch fördern. Wissenschaftlichkeit und jagdlicher Praxisbezug ergänzen sich sehr positiv. Die Förderungen entwickelten sich zu einer engen Zusammenarbeit, so dass das IWFo als wissenschaftlicher Ratgeber der LJN und des ML fungiert.

Nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Dr. Brass im Jahre 1988 wurde die Leitung an Prof. Dr. Dr. Pohlmeyer übergeben und zeitgleich die Geschäftstelle nach Hannover verlegt. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Projekte mit damalig aktuellen Fragestellungen erhöhte den Bekanntheitsgrad des IWFo zunehmend - hier sei an die Arbeiten zum Rehsterben durch 00-Raps sowie die epidemiologischen Untersuchungen zum Hasen- und Kaninchensterben durch das sogenannte China-Virus, erinnert. Neben vielen kleineren Projekten sind noch das weitergeführte Birkwild-Erhaltungsprojekt, Untersuchungen zu Raum- und Habitatnutzung von Rot- und Schwarzwild in Bezug auf Wildschäden, Schweinepestausbreitung und Wildunfällen sowie das Monitoring der Niederwildbesätze mit allen Begleituntersuchungen (z.B. Einflüsse durch Prädation, Lebensraumveränderungen und Witterung) zu nennen.

Im Jahre 2005 richtete das IWFo die internationale Tagung der IUGB (International Union of Game Biologists = „Vereinigung der Wildbiologen der Welt“) mit ca. 500 Teilnehmern an der TiHo aus, was dem IWFo auch international einen hohen Bekanntheitsgrad verlieh.

Das An-Institut für Wildtierforschung (IWFo) feierte im August 2009 in seiner ehemaligen Außenstelle in Ahnsen sein 40-jähriges Bestehen. Gleichzeitig verabschiedete sich das IWFo aus Ahnsen: Die Außenstelle wurde zum Jahresende 2009 geschlossen.

Die Leiter des IWFo:

1969-1976: Prof. Dr. Hans Schulze (Begründer des IWFo)
1976-1977: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wilhelm Schulze (kommissarisch)
1977-1988: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wilhelm Brass
1988-2008: Prof. Dr. Dr. Klaus Pohlmeyer
2008-2011: Prof. Dr. Burkhard Meinecke (kommissarisch)
Seit September 2011: Prof. Dr. Ursula Siebert (Gründung des ITAW)

Arbeitsgruppe Ökologie Mariner Säugetiere (FTZ)

1988 wurde das Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) in Büsum, als zentrale Einrichtung der Christian-Albrechts-Universität gegründet. Am FTZ wurde unter der Leitung von Prof. Dr. H. Bohlken und Prof. Dr. H. Schulz die Arbeitsgruppe „Ökologie für Säuger und Vögel“, mit drei Mitarbeitern, etabliert. Erste Aufgabenbereiche waren Dokumentation und Ursachenforschung zum Seehundsterben 1988/89 sowie die Populationsbiologie von Schweinswalen.

Die Arbeiten wurden und werden in den angemieteten Räumen der ehemaligen Büsumer Werft direkt am Büsumer Hafen durchgeführt. Hier konnte 1996 nach Einrichtung eines institutseigenen Sektionsraumes auch erstmals die Obduktion der Kadaver von marinen Säugern aus der Nord- und Ostsee direkt in Büsum durchgeführt werden. Im selben Jahr wurde eine vakant gewordene Wissenschaftlerstelle mit Frau Dr. med. vet. Ursula Siebert besetzt, die damit gleichzeitig Vertreterin des Arbeitsgruppenleiters, Prof. Dr. Adelung für den Bereich marine Säugetiere wurde. Mit dem Ausscheiden von Prof. Adelung 2001 wurde Dr. Siebert Leiterin der Arbeitsgruppe „Ökologie der marine Säuger und Vögel“. Zu den Forschungsaktivitäten gehören unter anderem Bestandserhebungen und Habitatnutzung für marine Säuger in der gesamten deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nord- und Ostsee, Bioakustik, Bewertung von Auswirkungen anthropogener Aktivitäten auf die Gesundheit und das Verhalten marine Säuger und Infektionserkrankungen/Zoonosen im marinen Ökosystem. Im Jahr 2011, mit 22 größtenteils über Drittmittelprojekte finanzierten Mitarbeitern, kam es zur Fusion mit dem An-Institut für Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Die aktuellen Forschungsprojekte des ITAW finden sie hier: terrestrische Forschung + aquatische Forschung